27.04.2020 – Fesselspiele und das Warten auf den Lieferservice

Ben hütet regelmäßig in der zweiten Nachthälfte die Eier, während Lilly als Frühaufsteher eine morgendliche Runde dreht. Heute kehrte sie um sechs Uhr zurück und Ben trat ihr freiwillig den Platz auf den Eiern ab.

 

 

 

 

 

Diesmal schien Herr Storch großen Hunger zu haben, denn er tauchte erst eine Stunde später wieder auf. Beladen mit Ästen.

 

 

Lilly stand zu Bens großer Freude sogar freiwillig auf.

 

 

 

 

Fähiger Handwerker dringend!! gesucht

Dann flatterte sie vom Nest, um gleich darauf auch einen großen Ast ins Nest zu schleppen. Letztes Jahr hatten die Küken nicht so viel Spielzeug, dieses Jahr werden sie mit der Inneneinrichtung sicher Verstecken spielen können.

 

 

Heute beteiligte sich Ben nicht am Innenausbau und ließ Lilly freie Hand bei der Platzierung.

 

 

Sie probierte verschiedene Stellen im Nest aus und ließ das Geäst kurzerhand mittendrin liegen.

 

 

“Na, hier sollte man noch etwas verbauen. Das zieht sonst.”

Gesagt, getan. Lilly flog vom Nest und war wenige Minuten später voll beladen im Anflug.

 

 

Mit mehreren kleineren Ästen lässt es sich sicher gut arbeiten. Dachte sie.

 

 

Der erste Ast rutschte ihr schon aus dem Nest, als sie diesen nur ablegen wollte.

 

 

 

Den anderen Holzstücken war das gleiche Schicksal bestimmt. Immerhin lässt sich das Holz, was sich mittlerweile unter dem Nest befindet, im Herbst perfekt als Igelversteck nutzen.

 

 

 

“Bleibst du gefälligst hier?? Wozu hab ich dich denn hochgetragen!!”

 

 

Es soll einfach nicht sein.

 

 

 

Bitte lächeln

Ben hatte seine Unterhaltung gehabt und seinen Sitzplatz aufgegeben. Anschließend hatte er sich vor der Kamera positioniert, um uns eine Nahaufnahme zu bieten. Wo bekommt man einen Storch sonst so nah zu sehen :).

 

 

 

Überraschung für Lilly

Lilly wollte nach ihren mißglückten Bauversuchen ein Morgenschläfchen halten und gähnte sehr ausgiebig. Als Ben kurz vor halb neun das Nest verließ, freute sie sich auf einige Minuten Ruhe. Leider hatte Ben andere Pläne, vor allem mit Lilly.

 

 

Wenige Minuten später kehrte er schon zurück und hatte etwas im Schnabel, das optisch an ein Bastseil erinnerte.

 

 

“So Lillylein, jetzt zeige ich dir einen ganz tollen Trick. Ich hab schon so lange nach dem passenden Material gesucht und jetzt kann es losgehen. Schön stillsitzen und nicht bewegen.”

 

 

“Zuerst legt man das eine Ende des Seils ab. So, siehst du?

 

 

“Das andere Ende nimmt man in den Schnabel und geht damit um Lilly herum. Nein, Schnabel weg, du darfst das nicht anfassen! Nur ich.”

 

 

Einmal im Kreis um Lilly herum und das Seil immer mitnehmen.

 

 

Und wenn man die Runde vollendet hat…

 

 

“Siehst du Schatz, jetzt hab ich dich gefesselt! Toll was??”

 

 

“Nein, nein, du musst schön stillhalten, damit ich das Seil festziehen kann!”

 

 

“So, perfekt. Du kannst deinen Schnabel nicht mehr bewegen. Prima. Und jetzt stochere ich in deinen Schwanzfedern herum, bis du aufstehst und ich brüten kann. Das ist ein toller Trick, was??”

 

 

Lilly schien schwer begeistert, erhob sich und versuchte, sich aus ihrer unfreiwilligen Gefangenschaft zu befreien.

 

 

Anschließend klapperte sie ihrem Gatten sogar Beifall für seine gelungene Vorstellung. Ben hatte sich echt übertroffen.

 

 

 

Das Ganze in Bildern:

Im ersten Teil des Videos sind Lillys Baukünste zu sehen. Bens Fesselspielchen kommen im zweiten Teil.

 

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Nach dieser (hoffentlich nicht traumatischen) Erfahrung suchte Lilly das Weite. Zuerst machte sie einen Abstecher auf das zweite Nest, anschließend verschwand sie in den Wiesen und ließ Ben mit seiner Liane allein zurück.

 

 

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Hitzewallungen oder Meditationshaltung?

Ben war den ganzen Tag in merkwürdigen Haltungen zu sehen. Immerzu saß er mit offenem Schnabel da. Normalerweise regulieren die Tiere bei Hitze auf diese Weise ihre Innentemperatur, aber der Hochsommer ist noch fern.

 

 

 

Ab zehn Uhr war er ständig mit dieser Schnabelposition anzutreffen. Vielleicht probierte er auch eine neue Insektenfangposition aus – Schnabel auf, nicht bewegen und warten, bis etwas hineinfliegt. Oder hatte Ben etwas von Lieferdiensten gehört, die das Futter bis zur Haustür liefern?…

 

 

 

 

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Um halb elf tauchte Lilly auf und bestand auf einem Schichtwechsel. Sonst erinnern sich die Küken nach dem Schlüpfen nicht mehr an die Mama :).

 

 

Bis zwölf Uhr durfte Lilly das Brüten genießen, dann verlangte Ben nach seinem angestammten Platz. Ausgerechnet in seiner Brutzeit erschien wieder störendes Geflügel am Himmel, mit dem er sich beschäftigen musste.

 

 

 

“Wenn du jetzt in einem spitzen Winkel und mit einer leicht erhöhten Fallgeschwindigkeit vom Himmel fällst und wir dabei die Windverhältnisse außer acht lassen, dann müsstest du direkt auf meinem Schnabel landen und ich kann dich aus dem Nest katapultieren. ICH WARTE!”

 

 

Alles wieder beruhigt, es war kein Feind im Nest gelandet.

 

 

Eine künstlerische Vorstellung

Stattdessen tauchte Lilly um ein Uhr auf und beide Störche hatten sich anscheinend zu einer Synchronvorstellung verabredet:

Zuerst neigt man den Kopf auf sehr grazile Weise.

 

 

Aufrichten und in dieselbe Richtung schauen.

 

 

Jetzt folgt die Seitwärtsdrehung, bei der man exakt im Takt bleiben muss.

 

 

Mensch Lilly, im Takt bleiben, der Kopf ist noch oben!

 

 

Klappt doch.

 

 

Lilly hatte für heute genug Programm gehabt und machte sich aus dem Staub. Ben probierte erneut seine Insektenfangmethode. Vielleicht musste er dann nicht mehr vom Nest fliegen und auf Futtersuche gehen?

 

 

 

Nachmittags um drei Uhr waren wieder beide Störche auf dem Nest zu sehen. Lilly war zur Ablösung gekommen. Anscheind musste sich Ben doch auf Nahrungssuche begeben, der Lieferdienst hatte wohl nicht die gesamte Bestellung gebracht. Überall diese Lieferschwierigkeiten…

 

 

 

Ben nimmt sich frei

Lilly machte es sich gemütlich und hatte einen langen Nachmittag vor sich. Ben hatte sich wohl hungrig gesessen und tauchte erst nach einer gefühlten Ewigkeit auf.

15:00 Uhr

 

 

17:00 Uhr

 

 

19:00 Uhr

 

 

20:00 Uhr

“Junge, Junge, jetzt wird es aber Zeit. Ich hätte auch gerne noch ein Abendbrot!”

 

 

Das bekam Lilly auch, denn Ben flog um 20:15 Uhr ein.

 

 

Nun aber fix auf die Jagd geflogen, nach fünf Stunden Brüten hatte Lilly sicher schon Beulen am Bauch.

 

 

Ben döste in den Abend hinein und durfte das Farbenspiel des Himmels genießen. Auch Lilly ließ sich ausgiebig Zeit bei ihrem Ausflug, denn sie tauchte erst um halb elf wieder auf. Dann wurde die Nachtruhe eingeläutet und ein abwechslungsreicher Tag mit viel Unterhaltung ging zu Ende.

 

 

Träumt etwas Schönes und alles Liebe für den morgigen Tag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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ich warte jeden Morgen mit Spannung auf den neuen Tagesbericht…es ist so bezaubernd geschrieben, dass es eine wahre Freude ist und mir mehr als ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Danke für die Mühe und die Liebe, die hinter jeder Zeile steckt.

Täglich neue Abenteuer im Storchennest. Mit Ev und den Störchen wird es nicht langweilig. Ein unerschöpflicher Brunnen der Phantasie und der Beobachtungsgabe gepaart mit Wortwitz, meine Bewunderung!