Um 11:06 Uhr kommt ein ebenfalls links beringter Terzel still in den Kasten. Er scharrt und er kiekst leise. Seine Augenbrauen sind auffälliger und die Zeichnung des Schwanzgefieders sieht etwas anders aus als bei Romeo. Um 11:10 Uhr fliegt er nach dem Rundumblick vom Balkon ab.
Mit schönem Anflug landet Romeo um 11:50 Uhr ebenfalls leise am Kasten und scharrt eine Kuhle. Nach der Arbeit schaut er in die Cam. Wartet er auf ein Lob?
Nachdem er sich auf dem Balkon umgesehen hat, saust er um 11:53 Uhr wieder fort.
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Nun kann der Frühling kommen – Ben ist heute nach Fohrde zurückgekehrt.
Um 13:04 Uhr flatterte unser Lieblingsstorch heute in das Fohrder Nest und damit ist die Fohrder Storchensaison ganz offiziell eröffnet. Unser Außenreporter Peter bekam unseren Storch bereits gestern Nachmittag vor die Kamera, während Ben sein Gefieder nach seiner langen Reise in Ordnung brachte.
Ben besucht sein „altes“ Nest
Heute Ben kam aus Richtung Osten ins Fohrder Nest geflogen, um seine alten Horst zu begutachten. Falls die Störchin in Hohenferchesar noch auf sich warten lässt, wird er zwischen beiden Nestern pendeln. Sollte sich ein Westzieherweibchen bereits im März/April nach Fohrde verirren, würde er sich hier niederlassen. Kommt das Storchenweibchen aus Hohenferchesar früher zurück, gibt es im Fohrder Nachbardorf den nächsten Nachwuchs.
Nach seiner Landung räumte Ben einige Äste um, markierte „sein“ Nest und hielt nach allen Seiten Ausschau und erhob sich nach wenigen Minuten, um Richtung Pferdewiese zu fliegen. In den Wiesen kann er ungestört jagen und die Mäuse aufscheuchen.
Ben mit einem Stock im Schnabel
Bis Lilly, Leni und Luke eintreffen, werden noch vier Wochen vergehen. Daher müssen wir uns mit Bens Gastauftritten begnügen. Immerhin wissen wir, dass er im vergangenen Sommer gut in seinem Winterquartier angekommen war und den Winter unbeschadet überstanden hat.
Sofern er in Spanien überwinterte, war der Rückflug nicht so anstrengend, kräftezehrend und gefährlich wie die Rückflugroute, die unseren Ostziehern noch bevorsteht. Ben sieht nach seinem Rückflug auch verhältnismäßig sauber aus. Lediglich die Brustfedern sind etwas gelb/bräunlich angestaubt und die werden Anfang der kommenden Woche durch die vorhergesagten Regentage gewaschen.
Wünschen wir uns für dieses Jahr eine gute Storchensaison und lassen wir die Katastrophen der vergangenen Jahre hinter uns. Zwei verkorkste Jahre haben dafür gesorgt, dass es keinen Nachwuchs im Storchennest gab. Dafür hatte Ben sein Bestes gegeben und in Hohenferchesar für Nachwuchs gesorgt. Auf unseren Lieblingsstorch ist eben Verlass. 😀
Wir wünschen „unserem“ Storch alles Liebe und sind gespannt, welches Weibchen in Kürze in einem der Nester landet.
Mara und Mailo lassen sich fast täglich im Kasten sehen. Dabei kann man schön ihre fortschreitende Mauser beobachten. Leider bleiben sie nicht mehr lange.
Mailos Alarmruf
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Auch am 18.07. saß ein beringter Terzel auf Nest1. Für die Schwalben, die ihn umkreisten, hatte er keinen Blick. Da es in Fohrde sicher nicht viele Turmfalken mit Ring gibt, gehen wir auch hier von Romeo aus. Er wirkt sehr souverän.
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ich wollte euch kurz Bescheid geben, dass ich im Moment mit der Berichterstattung im Tagebuch wieder pausieren muss.
Bei meinem Vater wurde Mitte Mai Krebs diagnostiziert. Zu seinem Geburtstag Anfang Juni ging es ihm noch verhältnismäßig gut. Zumindest klappte es noch mit dem Laufen und Sprechen. Drei Wochen später wendete sich das Blatt und innerhalb weniger Tage wurde er zum Pflegefall, der nicht mehr aus dem Bett kam und kommt.
Jetzt liegt er im Sterben und meine Familie und ich sind 24/7 vor Ort, um ihm zur Seite zu stehen. Wir hoffen, dass er innerhalb der nächsten Tage gehen kann, denn es ist sein Wunsch und alle Zeichen gehen in diese Richtung.
In der Zwischenzeit sammle ich weiter Fotos. Von Emma und Emil sowie den tschechischen und ungarischen Störchen. Ich hoffe, dass ich bald Zeit finde, um diese ins Tagebuch zu bringen. Den fünf Störchen in Ungarn und dem Findelkind geht es gut, da dort täglich zugefüttert wird.
Außerdem wurde eine Wanne mit Wasser neben dem Storchennest platziert, damit die Jungtiere, unabhängig von ihren Eltern, Wasser zum Trinken haben. Einer der jungen Störche ist davon ganz fasziniert und steht regelmäßig über der Tränke und starrt hinein. Als ob er fragen will, wann denn endlich die Fische im Wasser schwimmen würden.
Aber auch die erwachsenen Tiere haben den Wasserbottich bei der Hitze dankbar angenommen, indem sie mit beiden Füßen in das kühle Nass steigen. Und was die Alttiere können, schaffen die Jungvögel ebenfalls. Irgendwer steht immer in der Badewanne :).
Vom Schlüpfen der Küken in Ungarn hatte ich drei Videos aufgenommen. Ich hoffe, dass sie was geworden sind und ich stelle sie ein, sobald sich die Situation hier geändert hat und der neue Alltag bei uns eingekehrt ist. Es sind wirklich wunderschöne Bilder, da die Kamera während des Schlüpfen direkt auf die Eier und die Küken gerichtet war, die sich eins nach dem anderen aus den Eiern pellten.
Bis dahin liebe Grüße an alle Leser des Storchentagebuches, wir lesen uns in wenigen Tagen wieder.
Leider war nicht abzusehen, dass der gestrige Tag der letzte im Leben des zweiten Kükens sein sollte. Die Raubvögel fühlten sich schon seit einiger Zeit vom Storchennest angezogen und hatten den Nachwuchs im Visier. Bisher hatten Emma und Emil ihren Nachwuchs immer gut verteidigt. Was natürlich unmöglich ist, wenn beide Alttiere nicht im Nest sind.
Nach einem entspannten gestrigen Nachmittag ging es bei einem wunderschönen Sonnenuntergang in die Federn. Kurz nach fünf Uhr heute Morgen passierte allerdings die Katastrophe, dass der Rotmilan einen unbeaufsichtigten Moment nutzte und sich das Küken aus dem Nest holte.
Es ist völlig untypisch, ein Küken nach bereits einer Woche alleine im Nest zu lassen, da es sich nicht verteidigen kann. Tagsüber bestand die Notwendigkeit, Wasser holen zu müssen. Da ging es um jeweils zwei Minuten, die der Nachwuchs alleine auf dem Nest warten musste, bis das Alttier wieder einflog.
Warum die beiden das Küken heute morgen erneut alleine ließen, ist nicht nachzuvollziehen. Es war viel zu früh, als dass das instinktiv passieren konnte. Wir hatten solch eine Phase auch bei der Brut von Leni, die die Küken bereits über einen längeren Zeitraum alleine ließ, als diese gerade fünf Wochen alt waren. Zu diesem Zeitpunkt verlassen die Eltern das Nest für wenige Minuten und kehren anschließend zurück. Glücklicherweise saßen damals zwei Küken im Nest, die miteinander kuscheln konnten.
Nachdem nun beide Küken das Nest verlassen haben, gibt es noch das dritte Ei, aus dem allerdings nichts schlüpfen wird. Entweder war es unbefruchtet oder das Küken hat es nicht aus dem Ei geschafft – der Zeitpunkt des Schlüpfens ist schon lange überschritten. Heißt, Emil und Emma werden bei der Hitze erfolglos auf dem Ei ausharren und nichts unversucht lassen. Wie im letzten Jahr.
Es sollte wieder nicht sein
Trotz aller Enttäuschung und Trauer – wir durften für eine kurze Zeit das Leben der kleinen Störche hautnah begleiten. Wir haben auf die großen Störche gewartet, obwohl es kaum danach aussah, dass sich ein Pärchen für Fohrde findet. Wir haben die Daumen gedrückt, dass Emma Eier legt und das Nest wurde gefüllt. Wir haben mitgefiebert, dass Küken schlüpfen und diese pellten sich aus dem Ei.
Knapp zehn Tage haben wir das erstgeborene Küken in seinem Leben begleitet und uns über jeden Wurm, den es verspeist hat und jeden Fortschritt, den wir beobachten konnten, gefreut.
Jetzt ist es Zeit, Abschied zu nehmen.
Normalerweise geht die Saison zu Ende, wenn die Jungtiere flügge sind und nach Afrika fliegen. In diesem Jahr ist bereits heute Schluss. Auf unerwartete Weise.
Verabschieden wir uns vom Nachwuchs unserer Storchenfamilie und behalten wir all die Momente in lebhafter Erinnerung, in denen uns die vier ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Die Küken sind nicht mehr da, aber die Erinnerungen bleiben. Denken wir nur daran, wie viele Menschen glücklich waren, als sie nach der Winterpause das erste Schnabelklappern am frühen Morgen über den Bildschirm hören konnten.
Ein Kommen und Gehen
Wenn der Storch aus Afrika zurückkehrt, ist das ein Zeichen für neues Leben. Für Aufbruch, Wachstum und das Ende der Dunkelheit. Dinge verändern sich, Neues kommt und Altes geht. Willkommen und Abschied liegen dicht beieinander.
Die Erlebnisse mit unseren Küken bleiben uns. Wie sie das erste Mal über den Rand der Nestmulde schauten. Wie ihre Köpfchen wackelten und alle Zuschauer in Begeisterung versetzten. Wie sie tonnenweise Würmer vertilgten, die ihnen die Eltern im Stundentakt vorsetzten. Bis zu dem Moment, als sie uns verließen.
Das Leben geht weiter. Es hält nicht an, um die Geschehnisse zu verändern. Wir sind gezwungen, uns mit den Situationen auseinanderzusetzen und unsere Gefühle zuzulassen, damit die Wunde heilt. Zum Leben gehört beides – Glück und Trauer. Deshalb ist es wichtig, sich Zeit für die Dinge zu nehmen, die uns begegnen und berühren.
Einen lieben Kuss für Emil und Emma, die das dritte Ei schnell aufgeben sollten, um noch zwei entspannte Monate zu haben. Hier wäre es hilfreich, das Ei aus dem Nest zu entfernen, damit sich die beiden jetzt um sich selbst kümmern können.
Die beiden Küken tragen wir in unseren Herzen. Auch wenn sie zu früh gegangen sind, sie waren Teil unserer Storchenfamilie und werden das für immer sein. Danke, dass wir euch kennenlernen durften und habt eine gute Reise. Was bleibt, sind Emma und Emil.