24.04.2021 – Alles wird gut

Lilly lässt sich nicht vertreiben. Sie hat den Horst zu ihrer Heimat erkoren und lässt sich auch von Bens Kontrollflügen nicht verunsichern.

 

 

 

Ying und Yang

Das hält Ben leider noch nicht davon ab, auf seinem vermeintlichen Horstrecht zu bestehen und Lilly zu ärgern. Heute stach er sie mit dem Schnabel in den Rücken, während die Störchin ganz bewusst wehrlos liegenblieb. Hier treffen zwei Seiten aufeinander – Aggressivität und Loyalität.

 

 

 

 

Als Menschen mögen wir uns fragen, weshalb Lilly diese Behandlung aushält und nicht das Weite sucht. Aus einem anderen Blickwinkel betrachtet lehrt uns die Natur, dass es eben diese Loyalität ist, die nichts fordert und alles akzeptiert, die sich letztlich durchsetzt. Vielleicht mag sie in dieser Situation nicht gewinnen, aber alle Herzen sind auf Lillys Seite und erinnern würde man sich ausschließlich an sie.

 

 

Die Störchin hatte Bens Angriff schnell weggesteckt und war zum Nest zurückgekehrt.

 

 

 

 

Sicher ist sicher

Kurz vor 10 Uhr tauchte Ben erneut während einer Brutpause auf, aber diesmal war Lilly schneller. Sie war schon weg, bevor Ben auf dem Nest landete.

 

 

Ben beobachtete 10 Minuten die Umgebung, dann machte er sich wieder davon, um seinen Pflichten nachzukommen. Sind seine Küken geschlüpft, wird er keine Zeit für dieses Verhalten haben. Denn Futter suchen und Kontrollgänge bekommt er zeitlich nicht gleichzeitig unter einen Hut.

 

 

 

 

Zwanzig Minuten später war Lilly wieder anwesend. Sie ruhte sich aus, unternahm einen weiteren Ausflug und kehrte von diesem eine Stunde später zurück.

 

 

 

 

Wo ist der neue Schuhladen in Fohrde?

Wo auch immer Lilly war – ihre beiden Füße waren rabenschwarz. 🙂

 

 

 

Lilly in eleganter Pose mit schwarzen “Schuhen”.

 

 

 

Keiner da zum Vertreiben?

Um 17 Uhr hatte Ben erneut Zeit für einen Kontrollflug. Da er aber auf ein leeres Nest traf, hielt er sich nicht länger als eine Minute dort auf.

 

 

 

 

Besuch für Lilly

Um halb acht wurde es interessant. Es waren wahrscheinlich die beiden Störche vom Vortag, die Fohrde erneut einen Besuch abstatteten. Einer der beiden landete auf dem zweiten Nest und beanspruchte dieses für sich, während der zweite Storch das Weite suchen musste.

 

 

Beide Störche hatten zuvor Lillys Nest umkreist und damit angemeldet, dass sie an der Störchin interessiert seien. Lilly fühlte sich allerdings weniger geschmeichelt als gestresst. Warum das der Fall war, klärte sich in der Nacht auf.

 

 

 

 

 

Ein Storch hatte das Weite gesucht, der andere stand auf dem zweiten Nest. Mit dieser Situation war Lilly zuerst zufrieden.

 

 

 

 

 

Lilly lässt sich Zeit

Sie stand friedlich im Licht des Sonnenunterganges, während das Storchenmännchen auf dem zweiten Nest ausharrte und auf eine Einladung von Lilly wartete.

 

 

 

 

 

 

Um 20:22 Uhr begann er lauthals zu klappern und diesmal gab sich Lilly einen Ruck und flog zu ihm hinüber.

 

 

 

Beide sortierten sofort das Stroh um und schienen Gefallen aneinander zu finden.

 

 

 

Gemeinsam zu Nest 1

20 Minuten später hob Lilly vom zweiten Nest ab um zurückzufliegen, im Schlepptau den potenziell neuen Partner. Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass das Männchen ihr folgen würde. Als dieser landete, drängte die Störchin ihn vom Nest und verlor dabei selbst das Gleichgewicht. Beide drehten zusammen eine Runde um das Nest, landeten erneut und diesmal war es auch für die Störchin in Ordnung, dass sie nicht alleine im Nest war.

 

 

Alles hat seinen Grund

Abends fieberte die Storchencommunity mit, um die erste Paarung zu erleben. Dazu kam es zwar nicht, dafür geschah etwas anderes. Um 1:48 Uhr legte Lilly ein Ei. Damit ist ihr abwehrendes Verhalten dem anderen Storch gegenüber erklärt, denn wer will sich paaren, wenn er in den Wehen steckt?

 

 

Es muss nicht unbedingt sein, dass sich die Störchin im Vorfeld mit einem anderen Storch gepaart hatte. Dazu ist Lilly zu sehr an dieses Nest gebunden. Vögel können allgemein auch Eier ohne eine Paarung legen. Dazu würde ich allerdings gerne noch genauer nachlesen, um diese Aussage belegen zu können. .

 

 

Das Männchen bugsierte das Ei sofort an den Nestrand. Dort lag es bis zum frühen Morgen und wurde von Lilly um 6:11 Uhr aus dem Nest geworfen.

 

 

 

 

Ein wichtiger Gedanke

Ich persönlich denke, dass es immer wichtig ist, ein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, selbst wenn die äußeren Umstände dagegen sprechen. Das ist keine Augenwischerei sondern Physik, Metaphysik und all die Dinge, die sich den fünf Sinnen des Menschen entziehen. Wir lernen von Anfang an, nur das zu sehen und zu akzeptieren, was vor unserer Nase erscheint. Dadurch wechseln wir alle fast täglich unsere Ansichten. Veränderungen oder die positiven Ausgänge von unzähligen Katastrophen wurden aber allein dadurch verändert, das Menschen auf ein Wunder hofften. Hoffen bedeutet, dass man ein Bild vor dem inneren Auge hat, das das positive Ereignis zeigt, das man sich wünscht. Und was wären der Mensch und die Welt ohne diese Fähigkeit? Wie sind die Dinge entstanden, die vormals nicht da waren? Aus Pessimismus und Mangelgedanken?

Denken wir also bitte weniger in Angst- und MitLEIDsbildern, nehmen wir den Hass auf Ben zurück und erinnern wir uns einfach an das letzte Jahr mit Junior. Dadurch erzeugen wir automatisch etwas Friedliches in unserem Verstand. Und das wird Auswirkungen auf unser Storchennest haben. Es geschieht alles aufgrund der Überzeugungen des Menschen. Auch wenn uns das nie beigebracht wurde, läuft das Leben exakt nach diesen Vorgaben ab. Vergleichen wir unser äußeres Leben und nehmen wir uns nur einen Tag Zeit, unsere Gedankengänge zu beobachten, werden wir den Zusammenhang begreifen. Wir werden nie positive Erfahrungen machen, wenn wir deprimiert und angstvoll sind. Denn das Umfeld entsteht immer aus den persönlichen Überzeugungen.

Lasst uns bitte den Blick auf die schönen und richtigen Momente richten und bei diesen Gedanken bleiben. Sie verändern etwas. Den Tieren zuliebe.

Danke.

 

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13 Kommentare
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Liebe Ev 💖lichen Dank für deine ganze Arbeit uns rundherum zu informieren 🤗🙋🏻‍♀️ doch dein Nachwort ist wundervoll , ich kann Ben einfach nicht böse sein …So ist eben die Natur und der Instinkt , alles hat seinen Sinn im Leben , auch wenn wir Menschen es nicht verstehen können ….
Herzliche Grüße ans wundervolle Fohrder Team
Andrea A.G.

Ich mag Ben. Er ist ein hüpscher, staaatlicher Storch. Zwar ist es für mich unverständlich, warum er sich so benimmt. Irgendwas hat ihn doch bewogen, wo anders hinzuziehen. Aber nach seinem Verhalten kann man hoffen, dass er im nächsten Jahr wieder hier ist. Und dann werden wir ihn wieder alle mögen und vielleicht über seine Baukünste schmunzeln.

Liebes Storchennest-team,liebe Ev,ich bin eine meist stille Zuschauerin seit ca.2 Jahren,still aber intensiv.Intensiv ,weil es immer spannend hier zugeht und alles so liebevoll beobachtet und kommentiert wird.Es wird Zeit,dass ich mich auch mal bedanke aus vollem Herzen ❤.
Ich habe eine Freundin,die Hühner hat und nun keinen 🐓mehr hat.Die Hühner legen trotzdem Eier,nur nicht so oft.

Könnte das ein Hinweis sein,dass es das auch bei Störchen ,z.B.Lilly war?
Es ist irgendwie verständlich, dass man eine Bindung zu den Fohrder Störchen aufbaut,man sitzt ja mit Leni,Lilly,Ben und letztes Jahr Junior im Nest!😚

Vielen lieben Dank für Eure liebevolle und zeitraubende
Berichterstattung…👍❤❤❤

Ich bewundere immer wieder Deine Gabe, liebe Ev, wie Du uns mit Deinen positiven und lebhaften Worten alles so wunderbar verpackt auf den Punkt bringst.
Danke herzlichst für den wertvollen Gedankenanstoss, den wir in unser tägliches Leben mit einfliessen lassen können. Alles wird gut 😊

Hallo, liebe Ev, herzliches Dank für die weisen Schlußgedanken. Ja, ich bin dankbar für alle Beobachtungen, die mir die Livecams ermöglichen. Auch für die weniger guten und tragischen.
Mir ist immer bewußt, es ist Natur und Natur hat ihre eigenen Gesetze. Alles was geschieht hat einen Sinn. Man sollte also z.B. die Ereignisse in den Storchennestern hier in Fohrde nicht aus menschlicher Sicht be- oder gar verurteilen.

Bin vorhin auf diese interessante Meldung gestoßen. In Pastow und Broderstorf gibt es eine ähnliche Konstellation wie derzeit in Fohrde. Zum Glück bisher ohne Worst Case Szenario
https://www.stoerche-doberan.de/

Hallo Ev,

vielen Dank für Deine Zusammenfassung die ich erst jetzt nachlesen konnte. Danke für Deine Worte, sie sollten uns alle zum Nachdenken bewegen. Die Natur scheint uns manchmal sehr grausam, aber wir Menschen dürfen die Tiere nicht so vermenschlichen, sie folgen ihrem Instinkt und tun manchmal Dinge die wir nicht verstehen wollen oder können. In der Natur herrscht das Gesetz des stärkeren, dass das überleben sichert. Wir sollten das akzeptieren und uns freuen das wir die Tiere beobachten dürfen.

Dein Tagebuch ist wirklich toll, mach weiter so.
Liebe Grüße aus Osnabrück, Claudlie

Hallo liebe Ev
Vielen Dank für die liebevolle Zusammenstellung und korrekten Einblick der letzten Stunden. Ich habe viel nachgelesen und zurückgespult und war daher sehr gut auf dem Laufenden und deine Zusammenfassung bringt es auf den Punkt.
Ich bin fast immer im HG und muss manchmal einfach nur den Kopf schütteln über die unsinnigen Kommentare.
Ich wünsche dir alles Gute und mach weiter so.
Liebe Grüße Hannelore/ Hanni New

Liebe Ev,
ich wusste, Du findest wieder die richtigen Worte!
Danke! Und liebe Grüße aus Nordhessen, Astrid. 🙏

Liebe Ev , ganz herzlichen Dank für deine Worte. Ja wir müssen immer dran denken, es sind Wildtiere und sie leben nach ihren Instinkten und Regeln . Das ist oftmals eben anders, als wir Menschen es uns wünschen . Dadurch , das wir es hier so miterleben dürfen , machen sich oft heftige Emotionen breit , die dann auch zu Unstimmigkeiten führen können. Ich wünsche uns allen , das wir unsere Freude am Schauen behalten und weiterhin gemeinsam auf ein Storchen- Happyend hoffen .

Liebe Ev, liebes Fohrde Team, vielleicht sollten wir Menschen uns ein Beispiel an den Tieren nehmen, die nur nach Instinkt ohne Emotionen handeln. Darum gebe ich die Hoffnung noch nicht auf, es kann alles noch gut werden. Liebe Grüße aus Oberbayern, ich drück die ✊

Tiere haben aber auch Emotionen, sonst würde sich ein Hund nicht freuen, wenn sein Herrchen zurück kommt oder trauern wenn ein Herrchen oder Partner Tier verstirbt. Eine Kuh nicht vor Glück buckelnd auf die Weide springen, nach einem langen Winter usw. Es ist halt schwierig. Sicher überwiegen bei Wildtieren die Instinkte aber Gefühle haben sie auch. Ich hoffe, dass sich alles zum Guten wenden wird. Sie beiden vielleicht weiter ziehen. Denn so wird es nicht funktionieren