25.04.2021- 13 Patrouillenflüge bis zum Abend durch Ben!

In der Nacht vom 24.04 zum 25.04.2021 hatte Lilly ein Ei gelegt, das sie morgens entsorgte. Die wahrscheinlichste Antwort auf die Frage, weshalb plötzlich ein Ei im Nest lag, dürfte folgendermaßen lauten:

Wie auch bei Hühnern können Störche Eier legen, ohne dass sie einen Partner haben. Ist eine Störchin in Brutstimmung, sorgen Hormone für das Reifen eines Ei’s. Das passiert nicht ganzjährig, sondern nur in der Zeit von April bis Mai, danach lässt der Bruttrieb automatisch nach. Das Ei ist dann unbefruchtet und es entwickelt sich kein Küken.

Diese Tatsache müssen beide Störche gespürt haben, denn zuerst legte das Männchen das Ei beiseite und Lilly warf es morgens aus dem Nest. Wenn wir uns an die vergangene Saison erinnern – da lagen zwei Eier mehrere Wochen lang im Nest, obwohl sie sicher befruchtet waren, durch die Kämpfe mit Leni aber Schaden genommen hatten. In ihnen war Leben gewesen, deshalb hatten Ben und Lilly sie auch lange Zeit nicht entsorgt.

 

 

 

Die Belagerung

Der weitere Morgen verlief unerfreulich für das Storchenpaar. Ben ging heute zum Generalangriff über, wahrscheinlich aus dem Instinkt heraus, dass er sein Nest über kurz oder lang doch verlieren wird. Er kann sich nicht zweiteilen und die andere Störchin den halben Tag alleine lassen. Spätestens wenn die Küken geschlüpft sind, muss er sich entscheiden – Futtersuchen für den Nachwuchs oder Nestverteidigung. Beides wird nicht klappen.

Daher tauchte er schon am frühen Morgen und attackierte Lilly und den Neuen. Lilly erwischte er mit einem Schnabelhieb an der Schulter. Der Neue wurde mit einem Schnabelhieb bedacht, der eine Bauchwunde verursachte. Das Paar zog sich zurück, denn im verletzten Zustand machen ein Angriff oder eine Verteidigung keinen Sinn.

 

 

 

Störche sind zäh

Auf die Kampfbilder verzichte ich bewusst, da hier Kinder mitlesen. Die Wunden sprechen für sich, sind aber nicht lebensgefährlich. Beide Tiere konnten weiterhin fliegen, was das Wichtigste für den Storch ist. Durch die langen und spitzen Schnäbel entstehen schnell Verletzungen, wenn es um Revierkämpfe geht. Sofern es reine Fleischwunden sind, sehen sie schlimmer aus, als sie sind.

 

 

Der “Neue” hält weiterhin tapfer zu Lilly, obwohl sich die beiden auch einen unbesetzten Horst in der Nähe suchen könnten. Lilly ist aber an dieses Nest gebunden und wartet anscheinend ab, bis Ben endlich aufgibt.

 

 

 

 

 

 

Woher nimmt Ben die Zeit?

Den ganzen Tag tauchte Ben immer wieder auf und verscheuchte die beiden anderen Störche.

 

 

 

Es war zwar regelmäßig ein Storch auf dem Nest zu sehen, die Frage war nur, wer es gerade war. Es schien, dass Ben heute fast gar nicht auf seinem neuen Nest war, weil er ununterbrochen seine Abwehrattacken flog.

 

 

 

Ben, geh zu deiner Familie!

Solch ein schönes Tier, aber im Moment völlig verdreht. Sein Verteidigungstrieb wird ihn noch kaputt machen, denn Schlaf hat er in den letzten 24 Stunden kaum bekommen. Ganz zu schweigen, wie seine neue Störchin es findet, wenn sie praktisch 24 Stunden alleine auf den Eiern sitzen muss.

 

 

Kaum war Ben verschwunden, landete Lilly wieder auf dem Nest. Aber Ben scheint Adleraugen zu haben, nur wenige Minuten später war er schon wieder da, doch Lilly ergriff rechtzeitig die Flucht. Das Storchenpaar könnte Ben mürbe machen, indem immer einer auf einem Horst landet und Ben dadurch gezwungen wäre, andauernd herumzufliegen. Irgendwann ist auch der stärkste Storch am Ende seiner Kondition.

 

 

 

 

Rauf, runter, rauf, runter

Ben verlässt das Nest und sofort ist Lilly wieder da. Zwei Minuten später landet Ben, während Lilly im Hintergrund kreist. Sie flog entweder das zweite Nest an, kreiste in der Luft oder suchte sich einen bequemen Sitz auf einem der Dächer.

 

 

 

 

 

 

 

Und war sofort zur Stelle, wenn ihr Nest wieder frei war :).

 

 

Von 12:45 Uhr bis 13:35 Uhr gab es eine Ruhepause, die Ben wohl auf seinem Gelege verbringen musste. Um halb zwei tauchte auch das verletzte Männchen wieder bei Lilly auf. So hatte sich dieser seine Heimkehr aus dem Süden sicher nicht vorgestellt.

 

 

 

 

45 Minuten Ruhepause mussten reichen, dann war Ben erneut im Anmarsch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30 Minuten später war Lilly wieder auf dem Nest zu sehen.

 

 

 

 

Und wieder 30 Minuten später war der Störenfried erneut im Anflug. Allerdings blieb Ben diesmal nur eine Minute. 45 Minuten später war er wieder vor Ort.

 

 

 

 

Liegt der Verteidigungskampf in den letzten Zügen?

Bis zum Abend war Ben 13x dabei, Lilly und ihren neuen Verehrer aufzuscheuchen. Dann wurde das Drama in die Nachtstunden verlagert.

 

 

Zuvor hatten Lilly und ihr Partner noch eine Galgenfrist, die sie bis kurz vor 21 Uhr nutzten.

 

 

 

 

 

 

Sie standen zusammen in der Abendsonne und es könnte so schön sein, wenn die Natur Ben endlich zum Brüten zwingen und seinen Verteidigungstrieb abstellen würde. Er wirkt wie ein Stier, dem man ein rotes Tuch vor die Augen hält. Wünschen wir ihm von Herzen, dass ihm das nicht zum Verhängnis wird.

 

 

 

Ben kann das nicht durchhalten

Um 21 Uhr bezog Ben Stellung auf dem ersten Nest und blieb den ganzen Abend. Gegen 23 Uhr startete er noch einen Angriff gegen Lilly und den anderen Storch, der mit einem lauten Knall endete. Ben muss den Storch am Bein erwischt haben, denn dieser kehrte heute früh mit einer Knieverletzung zurück. Man sollte meinen, dass zwei Störche in der Lage sein sollten, einen Störenfried im Griff zu haben. Wenn Ben jedoch mit voller Geschwindigkeit auf ein Nest zugeschossen kommt, fegt er alles um und Gegenwehr scheint zwecklos.

Aber wie es mit Hass und Wut immer ist – sie sind selbstzerstörerisch. Lilly macht es mit ihrer abwartenden Taktik richtig. Es wird etwas passieren, was Ben zum Aufgeben zwingen wird. Hoffentlich kommt er vorher zur Vernunft bzw. hört auf seinen Vaterinstinkt.

 

 

 

 

 

Er verließ das Nest erst heute Morgen um 3:47 Uhr. Wer weiß, was ihn daraufhin im heimatlichen Nest erwartete… 🙂

 

 

 

 

Gute Nacht an alle Störche und möge endlich Frieden in Fohrde einkehren!

 

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Ach, wieder mal wunderbar! Danke!