20.06.2023 – Es ist noch Zeit

Mittlerweile sehen die Küken jeden Tag anders aus, doch es ist noch Zeit, bis sie auf ihre erste große Reise gehen. Die erste Hälfte der Kinderzeit geht am Wochenende zu Ende, dann haben wir noch weitere vier Wochen zum Beobachten. Jetzt wird vor allem in die Höhe gewachsen, denn für das Fliegen braucht es lange Beine zum Starten und Landen.

 

Der Dienstag begann schon sehr zeitig, obwohl die Küken noch schliefen. Kurz vor vier Uhr kletterte Emil auf die Kamera, um sich zu überlegen, in welche Richtung er für seinen Frühstücksflug aufbrechen sollte.

 

 

Kurz nach vier Uhr waren beide Eltern vom Nest verschwunden und die Küken träumten bereits von den ersten Würmern des Tages, die um fünf Uhr aufgetischt wurden.

 


 

Nach wenigen Sekunden hatten die Küken das Futter vertilgt und sanken gesättigt zurück in ein behagliches Schläfchen.

 

 

Doch dieses Gefühl verfliegt anscheinend nach kurzer Zeit. Zwanzig Minuten später hielt ein Junior schon Ausschau nach dem anderen Elterntier, denn sein Appetit war durch den morgendlichen Imbiss geweckt.

 

 

Kurz vor sechs Uhr standen Emma und Emil gemeinsam auf dem Nest und klapperten lautstark in den Morgen. Emil verschwand kurzzeitig vom Nest, tauchte aber nur drei Minuten später erneut neben Emma auf, um alle ungebetenen Gäste zu vertreiben. Die Küken verhielten sich vorbildlich und waren während dieser Zeit nicht zu sehen.

Anschließend durften die Küken wieder zum Vorschein kommen und Emil konnte sein Futter weiterreichen.

 



 

Vier satte und zufriedene Küken saßen um halb neun im Nest. Sie zehrten noch von der letzten Mahlzeit und hatten Glück, dass die Sonne nicht durch die Wolken kam. Daher konnten sie in Ruhe darauf warten, dass der Magen für das nächste Futter Platz schuf.

 


Zufällig aufgenommen

Es war kein Küken zu sehen, dafür summte ein Insekt durch das Bild. Hier hätten die Storchenkinder nur die Schnäbel aufsperren müssen und schon wäre die zusätzliche Futterportion im Bauch gelandet. So machen es teilweise auch die Alttiere, wenn sie abends auf dem Nest stehen und von Fliegen umgeben sind.

Dafür landete Emil im Nest und sorgte dafür, dass es die Küken schön weich und kuschelig hatten. Obwohl eine saubere Schlafgelegenheit auch nicht zu verachten ist, zogen die Küken den roten Schnabel vor, der im Anschluss etwas Fressbares verteilte.

 

 

Wann werden sie flügge? Es ist noch Zeit!

Das sind Bilder zum Einrahmen. 🙂

Alle vier Küken schauen über den Nestrand und scheinen zu sagen:

“Schaut uns gut an, bald geht es auf die Reise in den Süden.” Aber es ist noch Zeit, bis die Küken vom Nest fliegen. Man geht von 55 bis 60 Tagen nach dem Schlüpfen aus, bis sich die Jungtiere das erste Mal in die Luft wagen. Abhängig von der Mentalität der Eltern, kann sich dieser Termin verschieben.

Erinnern wir uns an Junior, der mit seinem Speckbäuchlein protestierend auf dem ersten Nest stand und Futter forderte, während ihn seine Eltern auf Schmalkost setzten, damit er endlich das Nest verließ und auf die Wiese flog. In diesem Fall griff Lilly energisch durch, um das Küken zur Selbstständigkeit zu bewegen und Junior begreiflich zu machen, dass Hotel Mama geschlossen hatte. 🙂

Junior schlüpfte am 18. Mai 2020 und überwand die Flugstrecke zwischen beiden Nestern das erste Mal am 19. Juli 2020.

 

Bei unserem Quartett können wir uns also frühestens ab dem 19. Juli 2023 auf den ersten Ausflug freuen. An diesem Tag wäre das älteste Küken 55 Tage alt. Plus ca. fünf Tage – das heißt, zwischen dem 19. Juli und 24. Juli steht das große Ereignis für Küken Nummer eins an. Aber gehen wir besser von 60 Tagen aus. Es ist noch Zeit, die wir den Kleinen im sicheren Nest gönnen sollten.

Bis dahin dürfen sich die Küken noch füttern lassen und ihre Kinderzeit genießen. Obwohl man diese immer erst später zu schätzen weiß. 🙂

 

 

Es gab noch mehr Heu und Stroh, denn wenn man es schon vor der Haustür rumliegen hat, kann man es auch in Fülle nutzen. Die Küken fühlten sich anscheinend gut umsorgt und gingen ihrer zweiten Lieblingsbeschäftigung nach – dem Schlafen.

 



 

Der ersehnte Landregen kommt

Der Wetterbericht hatte für 10:00 bis 13:00 Uhr Regen angesagt und dieser stellte sich ganz pünktlich ein. Es regnete über zwei Stunden am Stück, bis sich überall stehende Pfützen gebildet hatten. Es wurde angenehm kühl und für die Wiesen und Felder hätte es sicher bis zum Abend regnen können, damit die Feuchtigkeit auch die tieferen Schichten des Erdbodens erreicht.

Doch die Abkühlung hielt nicht lange vor. Im Gegenteil. Kaum hatte der Regen aufgehört, entwickelte sich eine saunaähnliche Wärme, die zwar das Nest trocknete, aber eher an Urlaub und nicht an einen normalen Arbeitstag erinnerte. Der Boden war feucht, aber die Luft stickig und schwül. Emil verabschiedete sich daher auf die Kamera. Ob es dort oben ein wenig luftiger war?

 

 

Immerhin waren die Küken ab dem Mittag beschäftigt. Sie mussten sich um ihre Federn kümmern, denn noch sahen wie frisch gebadete Mäuse aus.

 

 

Emil fand ein paar Äste, die er unbedingt ins Nest verfrachten musste. Würmer hatte er natürlich auch mitgebracht, denn beim Landregen waren diese dem Storch in großer Anzahl unter den Schnabel gekommen.

Die schwarzen Federn der Küken sind schon ein ganzes Stück länger. Das ließ sich heute bei dem nassen Federkleid gut erkennen.

 

 

Emma und Emil waren wieder unterwegs und die Küken mussten ausharren, damit das Nest und die Federn trockneten.

 

 

Ab 15 Uhr verscheuchte die Sonne die Wolken und sorgte dafür, dass aus den geduschten Küken wieder flauschige Federbälle wurden. Auch die Federn unter den Flügeln mussten trocknen, deshalb standen die Küken immer wieder flatternd im Nest.

 

 

Alle wieder trocken

Um halb fünf zeigte der Blick ins Nest, dass die Kükenwelt wieder in Ordnung war.

 

 

Im Vorbeiflug wurde eine Portion Futter verabreicht, dann saßen die Jungen wieder alleine in der Sonne und machten lange Hälse.

 


 

Bis zur Nachtruhe kamen die Eltern noch viele Male vorbei, um die Küken zu füttern und zufrieden zu stimmen. Nach einem ausgiebigen Bad und kiloweise Würmern schläft es sich in dieser Nacht sicher besonders gut.

 

 

Für die nächsten Tage sind in der Brandenburger Region viele Gewitter angesagt. Die Küken passen kaum noch unter die Flügel der Eltern und werden wahrscheinlich etliche Bäder in Kauf nehmen müssen. Drücken wir die Daumen, dass die Küken das Szenario gut überstehen und dass die Sonne tagsüber genug Zeit hat, das Nest wieder trocknen.

Bisher hat alles bestens geklappt und in dieser Saison wird es gut gehen. Vielleicht hat Emil in weiser Voraussicht eine Storchenburg errichtet, damit die Küken hinter dem hohen Rand besser geschützt sind. Vergleicht man diesen Nestbau mit dem der letzten Jahre, dürfte der Nachwuchs vor starkem Wind gut geschützt sein.

Beim Nachwuchs von Lilly und Leni gab es kaum aufgeschichtete Äste, die einen Rand bildeten. Da entstand oft der Eindruck, dass der Wind die Küken aus dem Nest blasen würde. Zumindest können sich die Fohrder Küken in ihrer Mulde ducken und liegen nicht offen auf dem Horst.

Wir drücken die Daumen. Auch Leni hatte 2019 eine schwere Gewitternacht mit Sturm, Hagel und zwei Küken zu überstehen. Machen wir also keine Panik. Den Störchen wird nichts passieren.

 

Ein neuer Tag in Ungarn

In Ungarn verlief der Tag ohne Regen und Mensch und Tier mussten wieder schwitzen. Der Wassertrog konnte seiner Aufgabe immer noch nicht gerecht werden, da die Jungtiere das Wasser aus dem roten Storchenschnabel gewohnt sind. Was da neben ihrem Nest herumsteht, wird noch nicht als Wasser erkannt.

 



 

Um halb acht zog Bambi seine Kreise und schnupperte auf der Wiese herum, wo die appetitlichsten Grashalme lagen. Obwohl auf dem Grundstück friedliche Koexistenz herrscht, behalten Macus und Sofia das Tier immer im Auge, wenn es in der Nähe des Nestes auftaucht. Immerhin wurden aus drei Küken plötzlich fünf Jungtiere. Wer weiß, was das mit dem Reh wird, wenn man es einen Moment aus den Augen lässt?

 

 

Auch bei diesen Jungtieren dauerte es noch, bis sie ihren ersten Ausflug planen dürfen. Erst wenn die schwarzen Federn der Flügel die Spitze des schwarzen Schwänzchens überdecken, sind die Tiere flügge. Doch es ist noch Zeit, bis es soweit ist.

 

 

Bis dahin dürfen sie das Reh und weiteres Geflügel beobachten und die Eltern zur Eile antreiben, damit diese das nächste Futter servieren.

 


Sofia entdeckt den Wassertrog!

Um halb vier entdeckte Sofia, dass sie sich ihre Arbeit viel leichter machen könnte. Die Störchin hatte ihren Schnabel probehalber in den Wassertrog gesteckt und realisiert, dass ihr ein kleiner See neben das Nest gestellt worden war.

Sie löschte ihren Durst und ging anschließend zwei Schritte zurück, um ihre Küken mit dem Wasser duschen. Wenn diese jetzt noch verstehen würden, dass sie nicht mehr um Wasser betteln müssen, weil es schon da ist, wäre die Welt für die Störche komplett in Ordnung.

 

 

Eines der Küken startete immer wieder einen Annäherungsversuch, weil es wissen wollte, was dieser Kübel zu bedeuten hatte. Allerdings steht dieser außerhalb des Nestrandes und es braucht schon Überwindung, um diese Grenze mit einem Schritt zu übertreten.

 

 

Dieses Jungtier wird demnächst als Sonnenschirm abgestellt. Es testete heute den richtigen Standort, damit auch alle Geschwister Schatten abbekommen. Doch dann wurde das gemähte Gras zusammengeharkt und das Küken stellte seine Dienste vorübergehend ein, um sich der Beobachtung zu widmen.

 

 

Um 18 Uhr war immer noch genügend Zeit für weitere Fütterungen. Noch war der Tag nicht zu Ende. Man konnte auch noch einmal beim Wassertrog vorbeischauen. Immerhin steckte das neugierige Küken seinen Schnabel hinein. Der Sinn des Ganzen blieb ihm allerdings immer noch verborgen. 🙂

Die restlichen Küken halfen beim Aufräumen. Manchmal musste nur ein ganz kleiner Zweig umgelagert werden, aber auch das ist wichtig. Der jüngste Spross schien keine Lust zu haben. Er saß friedlich am Nestrand und war mit dem Wachsen beschäftigt.

 

 

Macus war unterwegs, um ein weiteres Abendbrot einzusammeln und Bambi beschäftigte sich mit der abendlichen Gymnastik. Immerhin kann er sich fast in das eigene Hinterteilchen beißen, so gelenkig ist das Reh.

 

 

Dann verschwand das Tageslicht und für Familie Storch stand die Nachtruhe auf dem Programm. Wir wollen nicht länger stören und schauen erst wieder vorbei, wenn die Sonne erneut aufgegangen ist. Gute Nacht.



 

 

Quelle:

BirdMania Madárpark

https://www.youtube.com/watch?app=desktop&v=tusYvQk3GZM

 

 

 

 

 

 

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