27.06.2022 – Rettung vor dem Hitzschlag

Tropische Temperaturen ohne ein Sonnendach – heute brauchte es Maßnahmen zur Rettung vor dem Hitzschlag. Deswegen wurde das Storchennest in einen Badeteich verwandelt.

Um halb fünf blickte ein pastellfarbener Himmel auf das Storchennest hinunter und versprach einen perfekten Sommertag. Das Küken hatte bereits auf das erste Frühstück gehofft, doch es wurde enttäuscht. So zeitig wurde leider kein Futter serviert.

 


 

Deshalb wurde weitergeschlafen, bis Mama Emma einflog und der Tag mit dem ersten Frühstück beginnen konnte.

 

 

Ich bin schon eine Woche alt!

Jetzt ist das Küken im Nest auch nicht mehr zu übersehen. Es sieht mittlerweile wie ein Ente aus und das nach nur einer Woche Wachstum. Im Nest zieht es bereits seine Kreise und wuselt von einem Ende zum anderen.

 

 

Kurz vor elf Uhr waren beide Elternteile auf dem Nest zu sehen. Das nächste Futter bestand wieder aus Heupferdchen. Betteln, Futtern, Umfallen. In dieser Reihenfolge erfolgt jede Fütterung des kleines Storches. Heute war es wieder besonders wichtig, viel zu fressen, um auch ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Allerdings waren die Heupferdchen für diesen Zweck etwas zu trocken.

 


 

Ohne Wasser haben Küken keine Chance

Bereits am Vormittag wurde die 30-Grad-Marke geknackt. Glücklicherweise wehte auf dem Storchennest eine leichte Briese. Unter dem Flügel der Eltern gab es zwar genügend Schatten, doch irgendwann saß das Küken mit sperrangelweitem Schnabel im Nest und schnappte nach Luft. Und ehe es sich versah, saß es alleine in der prallen Sonne.

 


 

„Hallo?? Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass ich jeden Tag alleine im Nest sitze??“

Normalerweise lassen die Storcheneltern ihre Jungen erst nach einigen Wochen alleine im Nest. Aber zur Zeit herrscht Ausnahmezustand. Wenn Wasser gebraucht wird und der Schichtwechsel noch nicht ansteht, muss das Küken zwei Minuten alleine bleiben. Diese Zeit reicht Emma und Emil, um zu tanken und zum Nest zurückzukehren.

Anschließend wurde ausgiebig geduscht. Man konnte heute gut beobachten, wie sich das Küken nach seinem Bad entspannte, etwas fraß und mit geschlossenem Schnabel einschlief. Auch der Nestboden wird wie ein kleines Plantschbecken unter Wasser gesetzt und das Küken trank heute auch aus dieser kleinen Pfütze. Anschließend kam es unter den Storchenschnabel und der Wasserstrahl lief, bis es komplett nass war und der Wind den kleinen Wicht zusätzlich abkühlte. So viel Wasser war die Rettung vor dem Hitzschlag.

 





 

Emil kümmert sich rührend und bringt Wasser zur Rettung vor dem Hitzschlag

Um halb zwei war das Nest wieder getrocknet und dem Küken war es erneut zu warm.

 

 

Emma beobachtete die Umgebung einen Moment sehr genau, um zu prüfen, ob die Luft im wahrsten Sinne des Wortes rein war. Anschließend hob sie für zwei Minuten vom Nest ab. Das Küken japste mittlerweile nach Luft und es sah fast so aus, als würde es jeden Moment umfallen. Aber Emma war schnell wieder zur Stelle und dann wurde gebadet und getrunken.

Die Störche würgen so oft Wasser empor, bis das Küken komplett nass ist. Emil war bei diesem Vorgehen besonders akribisch. Wenn er Wasser brachte, untersuchte er anschließend mit dem Schnabel jede Körperstelle des Kükens, um zu sehen, ob auch wirklich alles nass und damit abgekühlt war.

 

 

Wasser marsch – so viel Badespaß haben wir in allen vorangegangenen Jahren noch nicht erlebt. Da es heute Abend auch nur für einige Minuten vor sich hinnieselte, musste tagsüber ausgiebig Wasser ins Nest geschafft werden.

Emil massierte den Bauch und den Rücken des Kükens, damit das Wasser bis an die Haut kam. Anschließend durfte der Krümel in seinem feuchten Bettchen schlafen – bei den drückenden Temperaturen eine Wohltat.

 







 

Das Storchennest am Teich

Kurz vor vier Uhr wurde erneut Wasser geholt. Diesmal war es Emil, der Wasser tankte und das Küken damit überschüttete. Der Ministorch saß erneut mit weit geöffnetem Schnabel da und versuchte, seine Körpertemperatur zu regulieren. Emil hatte ein Einsehen und flog nochmal zum Teich, um Trink- und Badewasser zu organisieren.

 

 

Nach 18 Uhr hatte sich der Himmel etwas zugezogen. Das Gewittergrollen war zwar zu hören, mehr als einige Tröpfchen kamen jedoch nicht herunter. Das wurde in der Nacht nachgeholt, zumindest gingen die Temperaturen in einen angenehmen Bereich zurück.

 




 

Mit einem feuchten Bettchen und dunklen Wolken am Himmel ging dieser tropische Tag zu Ende. Hoffen wir, dass sich die Temperaturen auf ein sommerliches Niveau einpendeln und nicht dauerhaft über 35 Grad liegen.

 

 

Gute Nacht kleines Küken und träume etwas Schönes.

 

 

 

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Ich habe da mal eine Frage: Was ist eigentlich aus dem dritten Ei geworden? Weil bebrütet wird ja nix mehr, und ich habe nichts gelesen, ob es noch im Nest liegt oder rausgeworfen wurde….oder habe ich es einfach überlesen? Den Störchen und Storchenfreunden einen angenehmen Abend.
Silvia

Hallo Silvia, das dritte Ei liegt noch im Nest und ich würde davon ausgehen, dass es entweder unbefruchtet oder der Embryo im Ei nicht überlebensfähig war.