20.08.2023 – Die letzten drei Wochen + Update

Die Felder sind abgeerntet, die nächtlichen Froschkonzerte verklungen und die meisten Storchennester stehen leer. Die letzten drei Wochen waren der Zeitpunkt, zu dem sich die Jungtiere sammeln und den Eltern vorausfliegen. Alina und Hope verbringen noch eine Woche, bis sie die Sommerwinde nutzen, um in Loburg in die Lüfte zu steigen und ihre erste große Reise anzutreten. Cindy hat drei Einträge ins Tagebuch eingestellt, in denen sie ihren Besuch in der Auffangstation Loburg schilderte. Daher wissen wir, dass es den beiden prächtig geht und sie sich trotz einiger Rückschläge zu gesunden und kräftigen Tieren entwickelt haben.

 

Emil und der Ringstorch (oder die Ringstörchin?)

In Fohrde ist es bereits seit vielen Tagen ruhig geworden, nachdem wir nach der Entnahme der Jungtiere noch eine Weile von Emil und dem Ringstorch unterhalten wurden. Möglicherweise handelte es sich um eine Ringstörchin, denn Emil gab sich redlich Mühe, das hartnäckig wiederkehrende Tier von seinem Nest zu verscheuchen, doch es artete nie in aggressive Revierkämpfe aus. Auch Ben tauchte noch einmal auf, um sich am Geschehen zu beteiligen. Zum Schluss war der Ringstorch noch einige Male auf dem Nest zu sehen, bevor dieses leer stand.

Emil streifte intensiv in der Umgebung herum und wurde immer wieder von Peter per Foto festgehalten. Auch er hat sich gut erholt und ist bereits auf der Reise in den Süden. Die Wochen ohne Familienanhang haben ihm sicher gutgetan, sodass er sich gestärkt auf die Reise in den Süden begeben konnte. Wir dürfen gespannt sein, ob er im nächsten Frühling wieder einfliegt. Vor allem steht die Frage im Raum, welches Weibchen dann im Fohrder Storchennest Einzug hält. Lilly? Oder die vermeintliche Ringstörchin? Wir werden uns überraschen lassen.

 

Das ist mein Nest!

 


 


Das macht nichts. Fliegst du weg, fliege ich ein.

 

 

Sie sind schon unterwegs

Emil, Ben und Lilly sind bereits unterwegs zu ihren Winterquartieren. Elfriede aus Hohenferchesar hat es auch dieses Jahr nicht eilig. Sie wurde noch in der vergangenen Woche auf ihrem Horst gesichtet, doch das warme Wetter hat nun auch sie aufbrechen lassen.


Elfriede und Ben aus Hohenferchesar 

 

110_8048.JPG

 

110_7678.JPG

 

Eine stolze Lilly mit ihrem Nachwuchs in Pritzerbe

 

110_7777.JPG

 

110_7792.JPG

 

110_7794.JPG

 

Und Emma, Emil und unsere Küken

 


 

 

Eine schwierige, aber erfolgreiche Saison

Das morgendliche Schnabelgeklapper wird ganz sicher fehlen. Doch den Störchen sei ein warmer Winter gegönnt. Wenn bei uns das Schmuddelwetter einsetzt, wissen wir die Fohrder Störche in warmen Gefilden, wo sie sicher genügend Nahrung finden. Auch die diesjährige Saison war turbulent und alles andere als entspannend. Mittlerweile sollten wir uns daran gewöhnt haben. 🙂 Immerhin durften wir dieses Jahr Küken bei ihrem Wachstum zusehen, wenn auch gut versteckt hinter hohen Nestwänden. Wir dürfen gespannt sein, wie der Nestbau im nächsten Jahr vonstatten geht und ob das Storchenpaar uns wieder etwas mehr Einblick gewährt. Die Hauptsache ist, dass zwei Jungtiere flügge wurden und gut genährt auf Reisen gehen können.

Die beiden starten gleichzeitig mit vielen Altersgenossen und können somit den Schutz einer Gruppe genießen, obwohl sie sich später als andere Jungtiere auf den Weg in den Süden machen. Bereits am ersten Augustwochenende hatte ich das Glück, viele Jungtiere auf einer Wiese vor den Toren Hamburgs zu sehen. Direkt neben der Autobahn stolzierten ungefähr zwanzig Jungtiere über die Wiese und waren auf Futtersuche. Die orangeroten Beine und die teilweise violetten Schnäbel waren deutliche Anzeichen dafür, dass es sich um Jungtiere handelte, die eine Rast eingelegt hatten. Es kommt schon etwas Wehmut auf, wenn die Tiere ihre angestammte Heimat verlassen. Doch wie sagt man so schön? So ist das Leben. 🙂

 

 

 

So sieht es im ungarischen Nest aus

Auch in den ungarischen Nestern sind alle Küken flügge geworden, allerdings wurde der Livestream schon in der vorletzten Woche abgeschaltet.

 

 

Im folgenden Video sind die Jungtiere auf einer Wiese zu sehen, auf der sie sich die Beine vertreten und selbstständig nach Futter suchen.

 

https://www.facebook.com/BirdMania.Madarpark/videos/196368423436916/

 

Bevor alle 9 Jungtiere das Nest verlassen hatten, entstand noch dieses Video:

https://www.facebook.com/BirdMania.Madarpark/videos/997087611334648/

 

Allerdings werden nicht alle jungen Störche aus der Auffangstation Madárpark ihre Reise in den Süden antreten können. Mehreren Tieren wurden die Stromleitungen zum Verhängnis. Bilder und Hintergrundinfos dazu findet ihr auf https://www.facebook.com/BirdMania.Madarpark

 

Da die Umwelt für die Störche viele Risikofaktoren bereithält, ist es umso wichtiger, jedes Ei auszubrüten und jedem Jungtier Hilfe zu gewähren, damit es heranwachsen und die Population erhalten kann. In diesem Sinne ein herzliches Dankeschön an alle Menschen, die sich den Störchen verschrieben haben und eingreifen, wenn es notwendig ist.

 

Gut informiert und unterhalten

In diesem Jahr gab es Informationen aus vielen Storchennestern. Das Fohrder Storchennest hatten wir direkt vor der Nase. Bilder und Beschreibungen aus Hohenferchesar und Pritzerbe steuerte Peter bei. Hinzu kamen seine Erlebnisse mit vielen anderen Wildtieren, von denen wir ohne seine Pirschgänge nichts wissen würden. 🙂

Es folgt noch meine Zusammenfassung über die diesjährige Saison und mit dem Abflug von Alina und Hope schließen wir dann das Storchentagebuch für diese Saison. Danke, dass ihr mitgefiebert und Anteil am Geschehen im Fohrder Storchennest genommen habt. Vielleicht konnten wir neue Besucher der Storchenseite für diese schönen Tiere und ihr aufregendes Leben begeistern. Wenn es euch gefallen hat, war alles richtig.

Jetzt ist für ein gutes halbes Jahr Schluss mit dem täglichen Bangen, Zittern, den Hochs und Tiefs, den Freuden und den Ängsten. Es gibt auch noch kleinere Zweibeiner, die täglich auf dem Storchennest landen, bei denen sich ebenfalls ein Blick durch die Kamera lohnt.

 

 

Vielleicht bleiben eines Tages die Störche durch die Klimaveränderung auch im Winter in unserer Region. Bis dahin müssen sich jedoch unsere Nerven nach 4,5 Monaten aufregendem Storchenalltag erst einmal entspannen. Bis dann Anfang März Ben als erster Storch in Hohenferchesar und auch in seinem alten Nest in Fohrde verkünden wird, dass der Frühling Einzug hält und eine neue Storchensaison beginnt.

 

 

Quelle:

Birdmania Madárpark

https://www.facebook.com/BirdMania.Madarpark

 

 

Update:

Es ist wieder so typisch 🙂 – da schreibe ich, dass sich alle Störchlein auf den Weg in den warmen Süden gemacht haben und heute Vormittag fahre ich an einem Storch vorbei. Auf der Wiese zwischen Pritzerbe und der Straße nach Seelensdorf liegt das Stroh in großen Ballen geschichtet. Als ich dort entlangfuhr, bekam ich aus den Augenwinkeln einen großen, schwarz-weißen Vogel mit.

 

Ich habe sofort angehalten und das Tier geknipst. Leider stand es zu weit weg, um bestimmte Merkmale auszumachen. Zumindest war es definitiv ein erwachsener Storch, der da gemütlich auf dem Ballen stand und nach herumflitzenden Mäusen Ausschau hielt. Im Hintergrund, aber auf dem Bild nicht erkennbar, flitzte auch noch ein Hase von links nach rechts durch das Bild.

Fazit: Nur weil die Nester leer scheinen, sind noch nicht alle Störche ausgeflogen. Das Wetter eignet sich hervorragend für den Flug, aber anscheinend zieht es noch nicht jeden Storch in den Süden. Mit etwas Glück flattert einem doch noch eines dieser schönen Tiere vor die Linse .:)

 

 

 

 

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
5 Kommentare
Inline Feedbacks
Zeige alle Kommentare

Was für eine bewegte Saison…/ die Zeit ist vergangen wie im Flug, und vieles bleibt im Herzen…⏩️ Und ich in meinem „4.Storchenjahr“ staune ich eigentlich immer mehr: •über die Natur,• über Freud und Leid; • über so manch „witziges“ neben den Dramen…⏩️ Vielen Dank für deine tollen Berichte, für deine Bemühungen —> aus dem Süden von Deutschland ..

Hallo Ev!
Danke für den tollen Bericht mit der Zusammenfassung der Störche. Ich bin von Anfang an mit dabei, und dieses Jahr war schon sehr aufregend. In Ungarn laufen die Kameras noch. Sofi ist mit dem letzten ihrer Jungen am 20. los geflogen. Von den Waisen sind noch 2 da. Von den 10 vom letzten Jahr konnten 3 erfolgreich ausgewildert werden.
Gruß, Simone

Hallo Ev. Gerne. Ich hab mir das live angeschaut. Sehr interessant die Auswilderung. Sind leider nur 3 weg.
liebe Grüße, Simone

Hallo Ev !
Danke für Deinen ausführlichen Bericht und ,,Klasse,, wie Du auch meine Bilder mit eingebaut hast. Es war für mich ein erfolgreiches Storchenjahr und ich wollte eigentlich dieses Jahr ein bisschen zurückstecken, welches mir aber zum Glück nicht gelang.😉 Ich freue mich natürlich, das es jetzt ruhiger wird in Sachen Störche, aber wie Du siehst, war ich dennoch auf Pirsch im Wiedehopfrevier. Wahrscheinlich ist dieses Foto auch das Letzte in diesem Jahr, denn auch sie sind auf der großen Reise ins Winterquartier. Gruß Peter!!

110_8394.JPG