14.05.2020 – Die Sintflut ist vorüber

In der Nacht zum Sonntag gingen weitere Regengüsse nieder. Diesmal ließ sich das Küken freiwillig unter die Flügel nehmen und während Ben und Lilly schützend ihre Flügel für das Kleine ausbreiteten, saß Junior zumindest im Warmen.

 

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Der Sonntagmorgen sah noch trostlos aus. Der Himmel war dunkelgrau und es gab keine Stelle im Nest oder an den Störchen, die noch trocken war.

 

 

Um fünf Uhr zeigte Ben seinem Nachwuchs, wie man das Gefieder trocknet. Hinstellen und sich kräftig schütteln, bis das Wasser aus den Federn geschleudert ist. Junior fand das sehr spannend, aber zur Eigeninitiative fehlte ihm bei diesem miesen Wetter die Lust.

 

 

 

Er wartete lieber auf sein Frühstück, das um fünf Uhr in Lillys Hals einschwebte.

 

 

 

Mutter und Kind waren satt und ließen sich zu einem Morgenschläfchen nieder.

 

 

Immer diese Zwangspausen!

Schnell das Küken unter dem Bauch verstecken. Es ist zwar schon alles nass, aber ein wenig Aufwärmen kann nicht schaden.

 

 

“Ich sehe gar nichts mehr!”

 

 

“Ja Schatz, das ist auch Sinn und Zweck dieser Übung.”

 

 

Das Küken war unter dem Flügel verstaut und ihm hingen die Halsfedern des Altstorches wie ein Vorhang ins Gesicht, hinter dem es nicht mehr zu sehen war.

 

 

 

Um halb sieben war Aufstehzeit. Das bedeutet, dass das Küken knapp zehn Minuten unter dem Flügel gesessen hatte. Dass Kinder einfach nicht hören können :).

 

 

“Mann, das ist so fürchterlich nass!”

Junior hatte keine Lust mehr auf Regen und einen nassen Nestboden. Deshalb stellte er sich unter. Gut, dass Mama und Papa so schön groß sind. Da passt selbst unser Riesenküken noch unter den Bauch.

 

 

 

Die Störche sahen wie Ferkel aus, die sich im Schlamm gesuhlt hatten. Nur hatten die beiden sichtbar weniger Spaß an ihrem unfreiwilligen Bad und hätten es ganz sicher begrüßt, wenn endlich einige Sonnenstrahlen für die Trocknung von Tier und Nest aufgetaucht wären.

 

 

Während sich die Sonne noch hinter den Wolken versteckte, erschien Alttier Nummer zwei auf dem Nest. Es war heute teilweise schwierig zu erkennen, wer sich gerade um das Küken kümmerte. Durch die nassen Federn war Bens Markenzeichen oft nur schwer auszumachen. Sollte Ben als Lilly bezeichnet und Lilly als Ben eingestuft werden, bitten wir um Nachsicht :).

 

 

 

Frühstück hebt die Laune

Immerhin gab es Frühstück und Junior war es egal, von wem er es bekam. Hauptsache es war schmackhaft und reichlich. Nachdem er den Wurmbatzen in seinen Bauch geschaufelt hatte, saßen beide Störche wartend im Nest. Irgendwann musste es ja wieder warm und damit trocken werden.

 

 

 

Kurz vor acht Uhr erfolgte die nächste Ablösung. Lilly blieb auf dem Nest und fütterte Junior, der schon wieder gierig an ihrem Schnabel hing.

 

 

 

 

Wenn man die Flügel ausbreitet, können sie besser trocknen. Aber sie waren von der Feuchtigkeit schwer und daher klappte Junior sie lieber wieder ein. Das war ihm doch zu anstrengend.

 

 

Halb zehn im Storchennest. Trotz Überflutung müssen die alltäglichen Arbeiten gemacht werden. Das Küken half fleißig mit, im Boden herumzustochern, damit das Wasser abfließen konnte. Mama machte vor und Junior übte währenddessen das Stehen.

 

 

Anschließend hatte er sich ein Päuschen verdient, während Lilly den Boden rund um das Küken untersuchte.

 

 

Zehn Minuten später hatte sich das Küken genug ausgeruht und stand wieder im Nest.

 

 

 

Zeit für einen weiteren Imbiss, denn das Arbeiten hatte hungrig gemacht. Oder war das Küken schon vorher hungrig gewesen?

 

 

Das vierte Ei gehört immer noch zur Familie

Die Mittagspause verbrachte der kleine Storch mit Mama Lilly, die an ihrem Nachwuchs wieder etwas herumknabbern musste. Anschließend widmete sich die Storchenmutter dem vierten Ei, das nach wie vor im Nest liegt. Sie kullerte es an den äußeren Rand, damit es in der Nestmitte nicht stören konnte. Wenige Minuten später hatte sie das Ei an einen anderen Platz gerollt und nahm darauf Platz.

 

 

 

 

 

 

 

Nun packte Lilly sich und das Ei noch warm ein und der Mittagsschlaf konnte beginnen.

 

 

Um zwei Uhr hatte sich Familie Storch komplett auf dem Nest versammelt. Temperaturen um die 23 Grad sorgten dafür, dass der immer noch leicht bekleidete Junior zumindest nicht frieren musste.

Um 13:54 Uhr zeigte ein erster Blick in das Nest zwei erwachsene Störche und … Wo war das Küken?

 

 

“Kuckuck! Ich bin noch da!”

Man musste einen Moment suchen, denn selbst das orange-grau gefärbte Füßchen des kleinen Storches fügte sich farblich hervorragend in die Umgebung ein, sodass man im ersten Moment meinen konnte, das Küken sei ausgeflogen.

 

 

 

“Ich brauch ein eigenes Zimmer!”

Eine halbe Stunde später lag es unübersehbar und der Länge nach ausgestreckt im Nest und versuchte zu schlafen. Was schwierig war, denn Ben oder eher Lilly krabbelte das Küken und störte seinen Schlaf. Das Alttier ging akribisch auf die Suche nach Parasiten und zupfte mal hier und mal dort an den Federn.

 

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Um drei Uhr saß Junior vergnügt im Nest, wackelte mit seinen Zehen und freute sich, dass das Stroh schon fast wieder trocken war. Ab und an huschte ein Sonnenstrahl vorbei und wärmte die Störche, die inzwischen trockene Federn hatten.

 

 

 

Zur Kaffeezeit werkelte Lilly an der Nestbegrenzung und Junior schien seiner Mama zeigen zu wollen, dass auch er schon etwas davon verstehe. Während sich Lilly hinlegte, transportierte er ein Ästchen durch das Nest und kam sich sehr wichtig und verantwortungsvoll vor.

 

 

 

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Kuscheln muss täglich sein

Die nächste Stunde verbrachten die beiden Störche wieder kuschelnd auf dem Nest, bis Ben um 16:45 Uhr auftauchte.

 

 

 

 

Bevor Junior dem Storchenpapa seinen Schnabel in den Hals stecken konnte, gab dieser eine große Portion Würmer frei. Ein wenig Vorrat blieb im Storchenschnabel, während das Küken in Windeseile alle Würmer vom Boden aufsammelte.

 

 

 

 

Um fünf Uhr blinzelten die ersten Sonnenstrahlen durch die Wolken und bescherten den Störchen getrocknetes Stroh und damit eine angenehme Nachtruhe.

 

 

 

Schon nach einer halben Stunde saß das Küken mit aufgesperrtem Schnabel da, weil es ihm zu warm war. Das Wetter kann es einem einfach nicht recht machen :).

 

 

Wer stört den abendlichen Frieden??

Um halb sieben wurde die abendliche Idylle kurz gestört. Lilly hatte einen fremden Storch erspäht, der Station auf dem zweiten Nest machte. Und das, ohne vorher zu fragen! Dem musste die Störchin ein Ende setzen, was sie umgehend tat.

 

 

Junior sah der Storchenmama hinterher, als diese zum zweiten Nest aufbrach. Der fremde Storch hatte keinerlei Lust, sich mit der wütenden Störchin anzulegen und schwang sich freiwillig in die Luft.

 

 

Lilly landete kurz auf dem zweiten Nest und trat sofort den Rückweg an. Im heimischen Nest angekommen informierte Junior die Störchin, dass der Fremde erneut im Anflug sei. Lilly startete umgehend den zweiten Flug zum anderen Nest und daraufhin kapitulierte der Fremdstorch und verabschiedete sich auf Nimmerwiedersehen.

 

 

 

 

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Noch ein kleines Häppchen gefällig?

Was für eine Frage. Man könnte das Küken an eine Pipeline anschließend und selbst dann würde es wahrscheinlich noch um Futter betteln. Bei dem Stoffwechsel ist das auch verständlich, denn die Verdauung des Kükens scheint im Sekundentakt zu funktionieren. Warum die Natur das beim Menschen nicht ebenso eingerichtet hat?

 

 

Noch ein wenig mit Mama kuscheln und die Welt ist wieder in Ordnung.

 

 

 

 

“Man könnte die Mama ja mal ebenso bekrabbeln, wie sie es bei mir immer tut. Ob sie wohl stillhält, wenn ich sie ein wenig zwicke?” 🙂

 

 

“Na gut, dann eben nur kuscheln. Aber bitte wieder hinsetzen, ja?”

 

 

 

Gegen halb neun waren Ben und Lilly gemeinsam auf dem Horst zu sehen. Das Küken bekam einen Berg glibberigen Futters vorgesetzt, das es bis auf den letzten Bissen in sich hineinschaufelte. Anschließend war Schlafenszeit angesagt, während die Sonne den Himmel färbte.

 

 

 

 

 

Lilly wartete auf Bens Rückkehr und freute sich mit dem Küken auf eine warme und vor allem trockene Nacht.

Gute Nacht und schlaft gut, liebe Storchenfamilie. Regen ist vorerst nicht in Sicht :).

 

 

 

 

Ein Blick ins Meisennest

Im Meisennest wurde heute eine Riesenraupe verfüttert, mit ähnlichen Folgen wie beim Verzehr der Schlange durch unser Küken. Aber seht selbst. Auch hier war die umgehend eingeleitete Rettungsaktion erfolgreich.

 

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