Soso, da kurvt unser lieber Ben also in anderen Gefilden herum. Peter hatte heute im Gästebuch berichtet, dass unser Lieblingsstorch einer Störchin nachstellt. Noch hat er sie nicht in das Nest in Hohenferchesar gelockt. Was soll denn das werden, wenn Elfriede wiederkommt?
Mensch Ben, Füße stillhalten und auf die Gattin warten, sonst wird Elfriede dieses Jahr nach Fohrde ziehen müssen.
Doch jetzt widmen wir uns dem kroatischen Storchenpaar Malena und Klepetan, das zwar nicht mehr lebt, aber trotzdem Schlagzeilen hinterlassen hat.
Malena und Klepetan aus Kroatien
Die rührende Liebesgeschichte dieses Storchenpaares spielte im kroatischen Dorf Brodski Varos. Dort fand ein Mann namens Stjepan Vokic ein junges Storchenweibchen. Angeschossen und schwer verletzt. Natürlich überließ er das Tier nicht dem Tod. Er nahm die Störchin mit, pflegte sie gesund und baute ihr ein Nest, da das Tier nicht mehr flugfähig war.
Von einem Moment auf den anderen war er zum Storchenvater geworden, mit allen Verantwortlichkeiten, die (über Jahrzehnte) dazugehören.
Zuerst kümmerte sich Stjepan alleine um Malena, doch eines Tages tauchte ein männlicher Storch bei ihr auf. Dieser bekam den Namen Klepetan und blieb bei der verletzten Störchin.
Eier wurden gelegt, Küken ausgebrütet und bis zum Sommer lebte das Paar glücklich zusammen. Dann zogen die Jungen und Klepetan in Richtung Süden, während Malena den Winter über auf ihren Storchenpartner warten musste.
Jedes Jahr trafen sich Malena und Klepetan wieder
Klepetan kam im nächsten Jahr zurück. Und im übernächsten. Und auch danach. Über 14.000 Kilometer überwand der Storch jedes Jahr, um zu seiner Störchin zurückzukehren. Die beiden sollen über 62 Jungtiere aufgezogen und in die Welt verabschiedet haben.
Im Frühling 2019 kehrte Klepetan das letzte Mal nach Kroatien zurück. Nach dieser Saison blieb Malena alleine zurück. 16 Jahre Storchenglück – es war ein erfülltes Leben.
Stjepan war weiterhin an ihrer Seite. Wie sollte er auch ein Tier verlassen, das auf ihn angewiesen war.
Alles hat zwei Seiten
Journalisten und Besucher tauchten regelmäßig auf dem Grundstück auf und wollten Details der Liebesgeschichte hören. Was sich wie ein wunderbares Märchen anhört, hat für den verlässlichen Pfleger auch noch andere Seiten. Er konnte sein Haus nicht verlassen, denn Malena musste täglich gefüttert werden. Bei Schnee und Regen brauchte das Tier Schutz. Im Sommer musste ein Sonnendach her.
Ein Kind entlässt man nach 20 Jahren in sein eigenes Leben. Die Verantwortung für ein Tier trägt man ein Leben lang.
Eine wunderschöne Geschichte, von der jedoch die Hälfte fehlt. Die Störchin ist inzwischen ebenfalls verstorben, doch es geht um etwas Elementares, was wir hier lernen können. Um Hingabe an das Leben, um Nächstenliebe und um Fürsorge, die ein anderes Lebewesen mit allen Konsequenzen in den Vordergrund stellt. Hinter dem folgenden Link versteckt sich der Teil der Geschichte, in dem auch Storchenvater Stjepan zu Worte kommt.
https://hrvatskiglas-berlin.eu/?p=137057
International ausgezeichnetes Radiofeature
Die ganze Geschichte auf die Ohren?
Selbstverständlich.
Den folgenden Link anklicken, dann findet sich gleich am Anfang der Seite die Arthouse Doku “Flieg oder stirb”. 50 Minuten, die ans Herz gehen, aber eben auch deutlich machen, was Menschsein bedeuten kann, wenn man dem Herzen folgt. (Ich kann es nur empfehlen.)
Diese international ausgezeichnete Dokumentation zeigt beide Seiten des Lebens. Die des Tieres und die des Menschen. Die kroatische Originalfassung wurde 2021 mit dem Prix Europa als bestes europäisches Radiofeature ausgezeichnet. Lasst euch einfach berühren.
https://www.swr.de/swrkultur/doku-und-feature/flieg-oder-stirb-feature-2024-12-20-100.html
Noch einmal nachlesen, was in den vergangenen Jahren auf dem Storchennest Fohrde geschah? Hier findet sich die Berichterstattung des Tagebuches seit dem Jahr 2019.
https://www.storchennest-fohrde.de/archiv/tagebucharchiv/