Das war heute ein aufregender Tag, da unsere Küken auf ihrem Nest fremden Besuch erhielten. Aber der Reihe nach:
Fünf Uhr früh, der Himmel färbt sich rosa und das erste Küken erhebt sich.
„Hast du da was zu fressen für mich?“
“Nein, das hab ich gestern gegessen.“
Um halb acht hatte das jüngere Küken selbst mit den Resten vom Vortag zu tun.
Leni war um fünf Uhr zur Futtersuche aufgebrochen. Die Alttiere lassen sich mittlerweile wieder ausgiebig Zeit für ein eigenes Frühstück.
Das jüngere Küken musste anschließend zum Kraulen bzw. als Futterspender herhalten. Solange die Eltern kein Futter vorbeibringen, lässt sich vielleicht auf dem Kükenkopf was Fressbares finden.
Um zehn Uhr tauchte Leni im Nest auf und verteilte Frühstück an ihre Küken.
Gefährliche Spielzeuge
Eine halbe Stunde später flog Ben ein und brachte einen Stock mit. Was auch immer die Küken damit anfangen sollten, als Spielgerät eignete sich das Ding nicht. Aber zuerst waren die Küken am Wasser interessiert, das Ben mitbrachte.
Zum Ende der Fütterung verhedderten sich die Küken im Stock und fielen übereinander. Ben hingegen suchte schnell das Weite.
Gegen Mittag stach die Sonne vom Himmel und das jüngere Küken setzte sich wieder in den Schatten des Älteren. So lässt es sich dann aushalten.
Fütterungen am Nachmittag
Leni legte sich auch heute wieder ordentlich ins Zeug. Zuerst gab es eine einzelne Maus, aber sie steigerte sich.
Eine Stunde später brachte auch Ben Mäuse herbei.
Dann hieß es warten – auf die Eltern, auf Futter und Wasser und den Moment des ersten Fliegens.
Leni brachte um fünf ein reichhaltiges Abendbrot ins Nest. Genau wie gestern hatte sie mehrere Mäuse im Hals, die fast gerecht aufgeteilt wurden. Da die Küken mit dem Rücken zur Kamera standen, war es schwer, jede einzelne Maus zu erkennen. Aber in jedem Fall waren es mindestens sechs Beutetiere.
Richtig interessant wurde es am Abend. Ben klapperte kurz vor halb acht vom zweiten Nest einen Gruß zu den Küken und verschwand anschließend wieder. Fünf Minuten nach halb acht waren plötzlich drei Störche auf dem ersten Nest zu sehen.
Da waren sie zu dritt
Der fremde Storch trug keinen Ring und konnte deshalb nicht Leni sein. Er hatte aber auch nicht Bens Gefiederzeichnung. Unsere beiden Küken hatten ihre Fütterungsposition eingenommen, aber es passierte nichts. Der Storch ist einer der Jungstörche aus einem benachbarten Ort, der auf einem seiner ersten Ausflüge Zwischenstation bei unseren Küken machte.
Unsere Küken hätten also auch von einem fremden Storch etwas zu fressen angenommen, wenn es ein erwachsenes Tier gewesen wäre. Anfangs verhielten sie sich sehr unterwürfig, während der fremde Storch ruhig bei ihnen stand (rechts im Bild).
Als jedoch klar wurde, dass von diesem Storch kein Futter kommt, weil er selbst ein Jungtier ist, wurde besonders unser älteres Küken aufmüpfig. Er begann, nach dem fremden Storch zu hacken. Dieser versuchte sich in Sicherheit zu bringen und hatte dabei plötzlich unser jüngeres Küken unter sich.
Auf dem Boden liegt das jüngere Küken, im Vordergrund stehend das fremde Küken und im Hintergrund steht unser älteres Küken mit ausgebreiteten Schwingen.
Unser erstgeschlüpfter Junior bekam jetzt Oberwasser und attackierte das fremde Küken mit Schnabelhieben und schubste es mit Ganzkörpereinsatz. Das hatte zur Folge, dass sich der Fremdstorch totstellte und in Akinese (Totstellreflex) verfiel.
Mit einem kräftigen Zwicken „weckte“ Junior 1 den fremden Storch aus seiner Starre, sodass sich dieser umgehend erhob. Dann gab es noch ein Zwicken und der fremde Jungstorch schwang sich in die Lüfte und landete auf dem Scheunendach, um von dort den Heimweg anzutreten.
Nach so viel Aufregung brauchte es noch eine Portion Futter, die Leni kurz vor neun Uhr vorbeibrachte. Anschließend ging es kuscheln – zu zweit.
Wir wünschen eine gute Nacht und erholt euch gut von eurem Besuch :).
Ich hab das ganze mitverfolgen können. Wie der Fremde ankam und später wieder weggegangen ist, da er vertrieben wurde. Wir hatten auch eine rege Diskussion im Chat, was ganz interessant war, da sowas auch noch niemand gesehn hat. War eine schöne interessante Erfahrung die man gesehn hat und auch für die 2. Zum Glück ging ja alles gut aus, hätte auch anders gehen können. Eins nur was nicht ganz so passiert ist. Die 2 hatten sich nicht unterworfen, sondern der Fremde. Aber das ist ja auch nicht schlimm, da du es ja leider nicht sehen konntest (von Anfang an). Trotzdem… Weiterlesen »
Ich hatte gesehen, dass ein dritter Storch auf dem Nest war und es Konflikte gab, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. vielen Dank für die Erklärung, das war sehr hilfreich! Bei der Ankunft legte er sich an den Rand des Nestes und bewegte sich nicht mehr, das fand ich sehr ungewöhnlich. Das ältere Küken hat ihn dann später ja sehr energisch vertrieben, während das jüngere Küken mit der Situation offenbar gar nichts anfangen konnte.
Hallo Nicole, ich hatte gestern um halb acht reingesehen und dann erst wieder so spät, dass ich die Ankunft des dritten Storches nicht mehr zu sehen bekam. Zuallererst hatte ich den Moment gesehen, in welchem der dritte Storch am Nestboden lag und sich nicht rührte. Da dachte ich, dass mit einem der Küken etwas passiert sein musste und das zweite Küken und Ben im Nest standen :). Da sich die Störche aber gut anhand des Gefieders unterscheiden lassen, war schnell klar, dass hier nur Jungstörche im Nest waren und niemand verletzt wurde. Alles gut gegangen :). Es war möglicherweise ein… Weiterlesen »
Ich verfolge die Störche seit Jahren.Den täglichen Bericht was die Störche so treiben den ganzen Tag dazu die passenden Aufnahmen.Einfach toll.Heute der Bericht hat mir sehr gefallen mit dem Fremdstorch.Auch die Bemühungen endlich Fliegen zu können und das Üben bei der Hitze ist schon Anstrengend wenn man nur zu schaut.Ich glaube das es bald klappt es muß nur erst mal etwas kühler werden.Mein Inhalt ist vielleicht nicht so toll aber ich bin 80 Jahre und ich denke da kann man hoffen das einem der nicht so gekonnte Text verziehen wird.Wünsche den Störchen viel Glück bei der großen Reise
Liebe Ingrid, auch wir sind sicher, dass die Jungen noch diese Woche in die Luft gehen werden. Genießen auch Sie weiterhin die bald letzten Bilder unserer Storchenkinder. Sie zeigen, dass alles seine Zeit hat und dass man nur sein Bestes geben muss, dann eröffnen sich immer neue Möglichkeiten. In so kurzer Zeit von einem kleinen Federknäuel zu einem ausgewachsenen Tier zu werden, das sich in die Luft schwingt und tausende von Kilometern hinter sich lässt, um in fremden Teilen der Welt zu nisten, kann Motivation für den Menschen sein. Es geht nie darum, was andere über uns denken und sagen… Weiterlesen »