24.06.2020 – Ich flieg bald los (wenn ihr mich immer alleine lasst!!)

Die Sonne war schon lange aufgegangen und auch die Störche standen munter im Nest. Junior war heute sehr oft in stehender Position zu sehen. Anscheinend haben sich die Beinchen an sein Gewicht gewöhnt :).

 

 

 

Wer übernimmt die nächste Schicht?

Kurz nach halb sechs waren beide Alttiere auf dem Nest und Junior freute sich auf sein Frühstück, das ihm von Lilly aufgetischt wurde.

 

 

 

 

Eine Stunde später brachte Ben das nächste Futter. Der Himmel war blau, die Sonne schien warm, gutes Futter im Überfluss – das Küken fand den Tagesbeginn sicherlich prima.

 

 

 

Allerdings waren Ben und Lilly ab 7:05 Uhr wieder beide unterwegs, sodass unser Küken alleine im Nest saß. Zuerst verrenkte es sich den Hals, um zu sehen, ob es die Eltern irgendwo erspähen könnte.

 

 

Als das nicht der Fall war, legte sich Junior hin und wartete.

 

 

“Du darfst hier landen!”

Das Storchenkind war diesmal knapp eine halbe Stunde alleine. Um 7:32 Uhr tauchte Ben im Nest auf und wurde ausnahmsweise nicht von Junior angegriffen. Anscheinend beginnt sich das Küken an die Situation zu gewöhnen. Mit einem Geschwisterküken wäre es leichter, weil sich Junior dann sicher nicht so hilflos fühlen würde, wenn er das Nest alleine bewachen muss.

 

 

Als Entschädigung für das Alleinesein gab es anschließend eine Kuschelzeit, bei der das Küken Ben für gut 20 Minuten neben sich hatte. Dann flog Lilly ein und brachte viele Proteine in Form von Insekten.

 

 

 

 

Alle Hüpfer waren in Juniors Bauch gelandet und das Küken stand friedlich im Schatten der Mutter. Die beiden dösten in der Sonne, das Küken beobachtete die Umgebung und wackelte mit seinen Füßen. Noch ist rechte Fuß weiterhin grau, während Junior links schon ein orangefarbenes “Söckchen” trägt.

 

 

 

Um zehn Uhr hatte sich Ben wieder zum Küken gesellt, wurde sein Futter los und betätigte sich anschließend wieder als Sonnenschutz, bis Lilly um halb zwölf dazukam.

 

 

 

 

 

Sie hatte wieder Heupferdchen dabei und das Küken attackierte sie so heftig, dass sie gar nicht zum Ausspucken des Futters kam. Immer wieder zog sie den Kopf hoch, weil Junior allzu energisch gegen ihren Schnabel hackte. Daher dauerte es eine Weile, bis auch das letzte Insekt Mamas Hals verlassen hatte.

 

 

 

Wenn Mama schlechte Laune hat…

Wenige Minuten später war Lilly am Nestrand zu sehen, wie sie Klappersalven in Richtung Wiese losließ. Ob dort unten etwas geschah, was sie in Aufregung versetzte oder ob sie Ben mit ihrem Klappern ins Nest zitieren wollte, werden wir leider nicht erfahren. Es blieb jedenfalls nicht bei einer Klapperrunde. Lilly gab erst nach mehreren Minuten Ruhe.

 

 

 

Wer sagt, dass Arbeit anstrengend sein muss? Man kann das Küken kraulen und nach Parasiten absuchen und gleichzeitig entspannt auf einem Bein stehen. Mann muss nur wissen, wie es geht :).

 

 

Der Mensch als höchstentwickeltes Wesen…?

Junior hatte wieder seine Schlafposition eingenommen und sein Köpfchen war nach wenigen Minuten umgefallen. Nach zehn Minuten war er allerdings wieder bei Bewusstsein. Bei den Menschen gibt es diesen Kurzzeitschlaf, der sehr regenerierend wirkt, wenn er zwanzig Minuten nicht überschreitet. Tiere sind uns da wohl voraus, denn sie brauchen anscheinend nur 10 Minuten, um komplett aufzutanken :). Zumindest funktioniert es bei unserem Küken.

 

 

 

 

 

Es geht los

Junior verlängerte heute seine Flugübungszeiten. Die Schwingen tragen ihn zwar noch nicht, aber die Bewegung fördert die Entwicklung der Muskeln. Wenn man überlegt, dass dieses Jungtier in spätestens acht Wochen auf einem langen Weg in Richtung Süden unterwegs sein wird, erscheint das beim derzeitigen Anblick noch als ein Ding der Unmöglichkeit. Denkt man jedoch daran, dass der kleine Storch heute erst 37 Tage alt ist, wird deutlich, was die Natur möglich macht. Der Krümel kann mittlerweile laufen, fressen, sich putzen, mit den Flügeln schlagen und überdimensional große Ratten verschlucken…

 

 

Lilly und Junior durchforsteten anschließend das Nest und wie immer war unter dem Stroh und den Ästen noch etwas Fressbares zu finden. Anschließend übte Junior erneut das Flügelschlagen und stand dabei so dicht am Nestrand, dass man Angst hatte, er stürzt gleich ab. Auf dem entsprechenden Bild lassen sich auch seine Federreihen nochmal sehr gut erkennen.

 

 

 

Lilly machte auch ein wenig Sport, aber wesentlich verhaltener als ihr Nachwuchs. Sie hat das Üben des Flügelschlagens ja auch schon hinter sich.

 

 

 

Und weil es so schön war und Spass macht, wurde das Übungsprogramm exakt eine Stunde später wiederholt. Damit es baldmöglichst Wirkung zeigt.

 

 

Perfektes Storchenwetter

Anschließend brauchte Junior dringend seinen Erholungspause. Ben ließ sich ausgiebig Zeit beim Putzen und das Küken beobachtete, ob sich im Stroh ein übersehenes Würmchen kringelte. Der Himmel war leicht bedeckt, sodass es zwar warm, aber nicht drückend war. Genau richtiges Storchenwetter.

 

 

Da der Nestboden anscheinend leergefressen war, legte sich das Küken zum Schlafen hin. Diesmal brauchte es 30 Minuten, bis Junior erneut auf der Bildfläche erschien.

 

 

 

Die Beine sind ein ganzes Stück gewachsen, was die Porportionen jetzt noch uneinheitlicher macht :). Der kleine Kopf sieht auf dem kullerrunden Bauch niedlich aus. Wenn der Körper noch mehr in die Länge statt in die Breite und Tiefe geht, sieht das Küken bald wie ein “normales” Storchenkind aus.

 

 

Gegen 18 Uhr blinzelte die Sonne doch noch durch die Wolken und es wurde dem Küken ziemlich warm. Es saß mit aufgesperrtem Schnabel im Nest und hätte sicher nichts gegen ein paar kleine Tröpfchen Regen gehabt.

 

 

 

Ich hab dich lieb

Den gab es heute nicht, dafür noch eine Kuscheleinheit. In diesen Momenten ist es von Vorteil, dass ein Altvogel mit dem Küken kuschelt. Mit Geschwistern auf Tuchfühlung zu gehen, endet meist mit Auseinandersetzungen und Schnabelzwicken. Mama und Papa zwicken dagegen nicht :).

 

 

 

Abendstimmung im Storchennest. Der Tag ging zu Ende und das Küken wartete darauf, ob es noch ein weiteres Abendbrot bekommen würde oder nicht.

 

 

Lilly bewachte den schlafenden Nachwuchs, bis dieser um 21:18 Uhr wieder alleine auf dem Nest zu sehen war. Die Abenddämmerung hatte beide Störche auf die Wiesen gezogen, um sich und dem Küken Abendbrot zu sichern.

 

 

 

 

 

 

Lilly brachte um 21:27 Uhr Stroh für ein weiches Kopfkissen zum Küken auf das Nest. Zwanzig Minuten später war sie erneut verschwunden.

 

 

 

Das Küken kuschelte 20 Minuten alleine vor sich hin, dann tauchten beide Alttiere wieder im Nest auf.

 

 

“Und von wem bekomme ich jetzt Abendbrot? Von euch beiden, ja???”

 

 

Ein Blick durch das Spinnennetz zeigte um halb elf, dass Lilly beim Küken stand. Ben hatte sich ab 22 Uhr wieder verabschiedet und war auf dem zweiten Nest zu sehen.

 

 

 

 

Ein friedlicher Tag ohne Aufregung ist vorüber. Schauen wir, was morgen im Storchennest passiert. Wir wünschen unseren gefiederten Freunden ein gute Nacht.

 

 

Was machen denn die Meisen?

Wer einen Blick in den Meisenkasten wirft, wird überrascht sein, wie groß der Nachwuchs schon ist. Die Meisen sind bald flügge und werden das Nest verlassen. Großwerden im Turbogang. Und alle acht Jungtiere haben es geschafft.

 

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