21.06.2020 – “Ich schubs dich vom Nest, sollst mal sehen!!”

Um halb sechs wurde frisches Stroh ins Nest gebracht und Ben durfte für die nächste Schicht auf dem Nest bleiben. Er räumte ein wenig auf, beobachtete das Küken und wartete darauf, dass Lilly das nächste Futter bringen würde.

 

 

 

 

Die zweite Morgenrunde der Störchin dauerte eine Dreiviertelstunde, dann wurde erneut gewechselt. Doch Ben kehrte zehn Minuten später zurück und beide Störche machten lange Hälse, um etwas anscheinend Wichtiges zu beobachten.

 

 

 

Die Federn sind noch nicht nachgewachsen

Auch ohne Rückenansicht ist deutlich zu erkennen, wer hier wer ist – Ben steht rechts.

 

 

Ben hatte sich wieder verabschiedet und Lilly  kümmerte sich um Junior. Viel Arbeit hatte sie mit ihrem Nachwuchs nicht, denn das Küken war mit vollem Bauch sehr schläfrig und wollte sich nur ausruhen.

 

 

 

Der große Kampf

Eine Stunde später war Ben erneut aufgetaucht und sofort wieder vom Nest geflogen. Im Video ist zu sehen, dass er unter dem Nest auf der Wiese umherspazierte, anschließend losflatterte und sich auf einem benachbarten Dach niederließ, wo er das erste Nest im Blick hatte.

 

 

Lilly hatte Bens Ausflug verfolgt und flog ihm hinterher, sodass das Küken alleine im Nest saß. Beide Alttiere standen einen Moment zusammen auf dem Dach, dann setzte Ben zum Rückflug auf das Nest an.

 

 

Womit er nicht rechnete war, dass ihn auf dem Nest ein kleiner Gladiator empfing, der das Nest heldenhaft verteidigte. Junior erkannte nicht, dass Ben gelandet war und ging mit heftigen Schnabelhieben unerschrocken auf den großen Storch los, der sichtlich verwirrt war. Auf solch einen Empfang war Ben nicht vorbereitet.

 

 

 

Runter von meinem Nest!

Das Küken schoss immer wieder mit Ganzkörpereinsatz vor und attackierte das Alttier. Junior konnte sich gar nicht beruhigen. Als er Ben erkannte, war er so durcheinander, dass er ein Stöckchen in den Schnabel nahm, dieses wieder fallenließ, den Schnabel des Alttieres fangen wollte und erneut einen Stock aufnahm.

 

 

Solche Kampfansagen gab es im letzten Jahr nie, wenn die Eltern zur Fütterung heimkehrten. Aber als Einzelkämpfer sieht die Welt eben anders aus.

 

 

 

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Nach diesem Stress bekam das Küken etwas zu fressen und fiel in einen tiefen Erholungsschlaf.

 

 

Lilly übernahm um halb neun das Küken, das bis halb elf nicht wirklich ansprechbar war. Es hatte sich zu sehr aufgeregt.

 

 

 

 

Kurz vor elf Uhr hatten Ben und Lilly ihr Kampfgeklapper angestimmt und damit das Küken geweckt. Es bestand aber keine Gefahr, sodass sich die Tiere schnell wieder beruhigten.

 

 

Erst das Vergnügen, dann die Anstrengung

Nun war das Küken wach und quälte sich gleich darauf mit dem Ausspucken von Gewölle. Die gestrige Ratte hatte sich aufgelöst, aber ihre unverdaulichen Überreste wollten ans Tageslicht. Dem Küken machte diese Prozedur sichtlich keinen Spass. Sobald der Klumpen den Hals verlassen hatte, schüttelte es sich, schnappte die ausgespuckten Reste und warf diese weit von sich. Einmal futtern reicht, man muss es nicht zum zweiten Mal essen :).

 

 

 

Um elf Uhr war Ben mit dem Küken zu sehen, eine Stunde später stand Lilly auf dem Nest und fütterte den Nachwuchs. Heute standen Fische, mehrere Mäuse und Würmer auf Juniors Speiseplan. Da wird er sich morgen wohl oder übel wieder “übergeben” müssen.

 

 

 

 

 

Anschließend wurde das Nest gereinigt und Junior durfte seinen wohlverdienten Mittagsschlaf halten. Der Wind hatte kräftig aufgefrischt und stellte die Federn des Alttieres senkrecht. Das Küken ging lieber in Deckung und machte sich so klein wie möglich, um nicht weggepustet zu werden. Am Himmel war aber schon ein blauer Streifen zu sehen, der auf Sonne am Nachmittag deutete.

 

 

 

 

Endlich wieder Sonnenschein

Um ein Uhr riss die Wolkendecke auf und die Sonne schien auf das Storchennest. Lilly und das Küken nutzten das schöne Wetter, um sich im Sonnenschein auszuruhen.

 

 

 

 

Kurz vor zwei Uhr tauchte Ben auf, der auch gerne ein Sonnenbad auf dem Nest nehmen wollte.

 

 

Lilly wurde abgelöst, das Küken bekam sein zweites Mittag und anschließend wollte Ben ein Schläfchen halten. Junior war allerdings noch nicht müde und fand den Fuß des Storchenpapas wieder sehr anziehend. Er untersuchte das Objekt der Begierde sehr ausführlich, knabberte ein wenig an Bens Zehen herum und versuchte herauszufinden, auf welche Weise er diesen roten Stelzen doch noch Futter entlocken konnte. Schließlich hatte er gelernt, dass alles, was rot gefärbt und lang ist, Futter hervorbringt.

 

 

 

 

 

 

Nach einigen erfolglosen Versuchen legte sich das Küken schlafen und Ben hatte seine Ruhe.

 

 

 

Eine halbe Stunde später war das Küken wieder erwacht, reckte und streckte sich und begann mit seinen Stehübungen. Die Beinmuskulatur muss gekräftigt werden, um sicher stehen zu können. Auch auf diesem Bild sieht unser Küken noch wie eine Kugel auf Stelzen aus :).

 

 

 

Spielstunde

Ben ließ sich wieder nieder und Junior saß ihm direkt gegenüber.

“Du machst jetzt alles nach, was ich mache! Hörst du, Papa?”

 

 

“Zuerst musst du den Hals verrenken, so.”

 

 

“Dann bitte diese grazile Pose. Und wenn du das gut machst, schlaf ich noch ein Stündchen.”

 

 

Das Küken hatte sich zu einem weiteren Schläfchen verabschiedet und Ben tankte zufrieden den Sonnenschein. Eine halbe Stunde später rührte sich das Küken wieder und hielt mit Ben zusammen Ausschau. Im Stehen lässt sich viel mehr sehen, was auf der Wiese unter dem Nest passiert.

 

 

 

 

“Wir müssen auch mal nach den Kühen schauen. Die sind auf der anderen Seite zu sehen.”

 

 

Kaffeezeit

Als Lilly um vier Uhr heimkehrte, wurde das Ausschauen sofort unterbrochen, denn das Futter war viel wichtiger. Mutter und Kind sammelten noch die Überreste der Mahlzeit vom Boden auf, dann zog es das Küken für eine halbe Stunde wieder in die liegende Position.

 

 

 

 

Die frühen Abendstunden verliefen ruhig. Junior döste in der Sonne, Lilly werkelte im Nest und es gab keine weiteren Störungen.

 

 

 

 

 

Lilly und das Küken arbeiteten perfekt zusammen. Lilly legte einen Stock in die Nestmitte und das Küken hob diesen auf und sortierte ihn auf seiner Nestseite ein. Früh übt sich nämlich, wer es besser als Ben und Lilly machen will :).

 

 

 

Abendstimmung

Die Sonne meinte es auch am Abend gut mit den Störchen. Das Nest war getrocknet und warm und für die Nacht war kein Regen zu befürchten. Um halb zehn war Familie Storch vollständig auf dem Nest versammelt und schaute einem perfekten Sonnenuntergang zu.

 

 

 

 

 

Ben bezog um zehn Uhr die Zweitresidenz und verbrachte die Nacht bis halb zwei im “Elternschlafzimmer”. Dann flog er zu Lilly und dem Küken hinüber und blieb die restliche Nacht bei seiner Familie. Zusammen ist es doch schöner als alleine :).

 

 

Gute Nacht und wir sehen uns morgen wieder.

 

 

 

 

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