Die ersten Störche tauchen jetzt auf. Wahrscheinlich ist es die Frühlingsluft, die sie jetzt auch in die östlichen Bereiche des Landes leitet. Gleich zwei Störche tauchten heute auf. Ein Storch auf dem Fohrder Nest, den anderen Storch sichtete Peter in Hohenferchesar. Da noch kein Storch in Fohrde eingecheckt hat, nehmen wir uns kurz Zeit für die Frage: “Weshalb bringt der Storch die Kinder?”
Adebar bringt die Kinder?
Sind die Kinder noch klein, bekommen sie oftmals auf die Frage, woher die Kinder kommen, die Antwort, dass diese der Storch bringt. Aber warum muss es der Storch sein? Warum kein anderes Tier?
Der Storch wird auch als Adebar bezeichnet und wenn man dieses Wort untersucht, trifft man auf das germanische “auda” sowie “bera”. Ins Hochdeutsche übersetzt bedeuten diese Worte Glück und gebären.
Weißstörche stehen schon immer für Glück und Zufriedenheit. Kehren Sie im Frühjahr aus dem Süden zurück, erwacht die Natur zu neuem Leben. Störche jagen gerne am seichten Wasser, auch das trägt zum Mythus des kinderbringenden Storches bei. Das Wasser symbolisiert das Fruchtwasser in der Gebärmutter, in der das Kind beschützt und behütet heranreift.
Interessant:
Einige Studien stellen einen Zusammenhang zwischen der Geburtenrate und der Anzahl der Störche her. In den Jahren von 1970 bis 1985 gab es in Niedersachsen einen Geburtenknick. Parallel dazu ging die Anzahl der Störche im Land zurück. Ganz sicher besteht hier kein natürlicher Zusammenhang, aber es hörte sich lustig an.
Bereits im 18. Jahrhundert wurde dem Storch das Überbringen der Babys untergeschoben. Wahrscheinlich ist er das einzige Tier, das in der Lage ist, etwas mit dem Schnabel zu transportieren, sich fliegend oder laufend fortzubewegen und das Bündel abzulegen. Daher konnte es nur der Storch werden. Allerdings haben die Menschen kulturbedingt “Alternativen” gefunden:
In Frankreich wachsen die Babys in Kohlköpfen heran, bis sie zu ihrer Familie kommen. In Ägypten überbringt die Geburtsgöttin Heket den Nachwuchs und taucht dabei als Frosch auf.
Diese Geschichten rund um Adebar machten es Eltern möglich, sich vor dem Thema Sexualität zu drücken und die Aufklärung der Kinder lange Zeit zu umgehen. Kleine Kinder gaben sich mit diesen Antworten zufrieden, aber auch im 18. Jahrhundert war man gezwungen, die Dinge irgendwann ungeschönt beim Namen zu nennen.
Noch einmal nachlesen, was in den vergangenen Jahren auf dem Storchennest Fohrde geschah? Hier findet sich die Berichterstattung des Tagebuches seit dem Jahr 2019.
https://www.storchennest-fohrde.de/archiv/tagebucharchiv/