19.05.2020 – Juniors erste 24 Stunden

Morgens um fünf Uhr war das Küken gerade 11 Stunden alt und durfte seinen ersten Sonnenaufgang genießen. Futter hatte es bis dahin noch nicht gegeben, aber der Nachwuchs schaute mit seinen überdimensionalen Augen trotzdem ganz munter aus dem Nest.

 

 

Das Vergnügen dauerte aber nur wenige Minuten, denn Papa Storch machte es sofort wieder dunkel.

 

 

Lilly flog zur selben Zeit ein und übernahm das Küken samt restlichen Eiern. Und auch sie versteckte das Küken sofort unter ihren Flügeln, sodass es nichts mehr zu sehen bekam.

 

 

 

 

Junior hatte ausgeschlafen und hielt seine Eltern auf Trab. Im Minutentakt mussten Lilly und Ben aufstehen, weil es unter ihrem Bauch krabbelte und mit dem Schnabel pikste.

 

 

 

 

Das erste Futter

Um 6:08 Uhr gab es das erste Futter für den Nachwuchs. Lilly hatte eine Menge Würmer ausgespuckt, allerdings in größerem Abstand zu dem Küken. Während die Störchin die Würmer wieder einsammelte und im eigenen Schnabel verschwinden ließ, saß das Küken nur da. Das Sehen muss sich erst ausbilden, daher nahm es wohl noch nicht wahr, dass die Mama das Frühstück schon längst serviert hatte. Aber es wanderten dann doch einige von den kleineren Würmern in den Kükenschnabel. Die langen Weichtieren hätte es sich als Kette um den Hals hängen können, weil diese viel zu groß waren.

 

 

 

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Ben flog halb sieben ein und brachte ein einzelnes Stöckchen mit. Lilly belohnte ihn mit eifrigem Geklapper und trat ihm den Platz über dem Küken ab.

 

 

 

 

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Dafür gab es die zweite Morgenmahlzeit und jetzt hatte das Küken die Sache schon besser im Griff. Das Futter wurde in zwei großen Portionen vorgelegt und Papa und der Nachwuchs ließen es sich schmecken.

 

 

 

Die großen Würmer für den Papa, die kleinen Würmchen für den Junior.

 

 

 

 

 

Ein gefährlicher Besucher

Um acht Uhr war Lilly auf den Eiern zu sehen, während Ben auf die Ablösung wartete. Er überlegte es sich jedoch anders und verschwand kurzfristig vom Nest, während sich Lilly mit einem Kükenfeind herumschlagen musste.

 

 

 

Zuerst war alles ruhig gewesen. Plötzlich blitzte ein schwarz-weißer Schatten neben dem Nest auf und Lilly reagierte alarmiert. Wie der Blitz hatte sie sich um ihre eigene Achse gedreht und war gleichzeitig in die Höhe geschnellt. Irgendwas war direkt am Nest vorbeigeflogen, aber sofort verschwunden.

 

 

 

 

“Keiner mehr da? Was war das denn gewesen?”

 

 

Ein Blick durch die Baumkamera zeigte, dass sich eine Elster angeschlichen hatte. Als sie auf Höhe des Nestes auftauchte, reagierte Lilly panisch, während die Elster sofort abtauchte und sich unter dem Nest in den Stahlträger verzog. Dort konnte sie von der Störchin nicht gesehen werden. Als die Elster losflog, schoss Lilly nochmals in die Höhe, um den Eindringling zu fassen, dann kehrte wieder Ruhe ein.

 

 

 

Wo gibt es hier was zu Fressen?

Im Nest wurde sich erfreulicheren Dingen zugewendet – dem Fressen. Während Lilly das nächste Futter ausspuckte, schaute das Küken in die entgegengesetzte Richtung. Klappern kann es aber schon gut. Der kleine Schnabel bekommt die fordernden Geräusche nach Futter schon bestens hin, nur an der Blickrichtung muss noch gearbeitet werden.

 

 

 

 

Um halb zehn brachte Ben Nachschub an Polstermaterial. Zuerst hatte er sich Stroh geschnappt und war auf dem Heimweg noch an frischem Gras vorbeigekommen, das auch mit ins Nest musste. Jetzt war der Schnabel so voll, dass das Stroh feststeckte und er einzelne Halme nicht abbekam. Der Storch stand einige Minuten kopfschüttelnd da und versuchte, sich von den Halmen zu befreien. Mit dem Fuß als Abstreifer wäre die Prozedur schnell beendet gewesen, aber diese Idee kam unserem Storch nicht.

 

 

 

 

Ben musste an einem Teich Station gemacht haben, denn das Gefieder war am Hals und am Kopf feucht. Vielleicht sollte es zur Abwechslung schon einen Fisch zum nächsten Frühstück geben. Aber Junior zieht die kleineren Happen noch vor.

 

 

 

 

Auch ohne die Sicht auf die beiden weißen Rückenfedern war Ben immer zu erkennen, wenn der Blick auf den Bauch frei war. Hier gab es das nächste Frühstück vom Papa.

 

 

 

Die Maus und der Frosch müssen noch warten

Der Storch hatte auf seinem Ausflug gut gespeist und servierte allerlei Köstlichkeiten. Die Maus musste er selber futtern, denn die passte in den kleinen Schnabel des Kükens nicht hinein.

 

 

Nur eine halbe Stunde später wurde das nächste Futter geliefert. Diesmal eine schmackhafte Delikatesse – Frosch. Die Storcheneltern meinen es wirklich gut mit ihrem Nachwuchs. Aber dieser Imbiss wird erst in ein bis zwei Wochen im Magen des Kükens landen können.

 

 

“Papa! Wie soll ich das fressen?? Das ist genauso groß wie ich!!?”

 

 

“Stimmt. Probieren wir es morgen noch einmal.”

 

 

Kurz vor der Mittagszeit war nichts mehr von dem Küken zu sehen. Die Storcheneltern hatten so viel Stroh um das Küken angehäuft, dass es auch ohne den Schutz der Eltern völlig eingemummelt war.

 

 

Der stürmische Wind tat sein Bestes, um den Wall abzubauen und nach kurzer Zeit konnte man das Kükenköpfchen wieder sehen.

 

 

Achtung! Storchenfuß im Anmarsch!

Es war nicht das erste Mal, dass das Küken unter dem elterlichen Fuß verschwand. Es ist ja auch schwierig, zwischen dem herumkrabbelnden Küken und den drei restlichen Eiern zu manövrieren. Die Störche haben ihre Füße aber jederzeit unter Kontrolle und verlagern das Gewicht erst dann auf diese, wenn sie sicher sind, kein Ei und kein Küken darunter zu haben.

 

 

Um ein Uhr gab es die nächste Futterration. Nachdem das Küken die richtige Richtung ausgemacht hatte, futterte es schon wie ein Weltmeister. Hinterher war nur noch ein langer Hals zu sehen, der an ET – den Außerirdischen – erinnerte :).

 

 

 

Um 13:45 Uhr gönnten sich beide Störche einen gemeinsamen Moment auf dem Nest. Der Himmel hatte sich wieder mit grauen Wolken bezogen, aber es gab keinen Regen.

 

 

Kurz vor drei Uhr riss die Wolkendecke auf und auch der Ministorch durfte etwas Sonne tanken.

 

 

 

Vorbereitung für die Geschwister

Ben kullerte die Eier vorsichtig im Nest herum, lauschte an ihnen und dürfte das Piepsen in ihnen gehört haben. Heute verließ zwar kein weiteres Küken das Ei, aber dafür können die Storcheneltern morgen sicher mit dem nächsten Geschwisterchen rechnen.

 

 

 

Um vier Uhr beobachteten Ben und Lilly gemeinsam, was sich unter dem Nest tat. Neben diebischen Elstern, die sehr gerne Küken fressen, lauern überall Gefahren für geschlüpfte Küken. An Lilly kommt jedenfalls kein Feind vorbei, wenn es um ihren Nachwuchs geht. Frischgebackene Mütter jeder Spezies verwandeln sich in heldenhafte Monster, wenn es um ihre Jungtiere geht :).

 

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Keine potenzielle Gefahr erkannt – Ben kann zu seiner Nachmittagstour aufbrechen.

 

 

 

So ganz alleine mit den Eiern ist das auch nicht schön. Die sind sehr unbequem zum Liegen…

 

 

Noch ein paar Sonnenstrahlen genießen, bevor Mama wieder die Jalousien runterlässt.

 

 

 

Wachsen im Eiltempo

Hier ist der Junior gut 24 Stunden alt. Das Köpfchen wackelt zwar noch hin und her, aber das Küken kippt nicht mehr um und kann den Kopf halten. Der Hals ist auch schon länger geworden und man kann beim Wachsen förmlich zusehen. In drei Monaten ist aus diesem Krümel ein ausgewachsener Storch geworden, der selbstständig auf Futtersuche geht und in den Süden fliegen wird. Wenn das kein Wunder der Natur ist…

 

 

Das Küken wollte noch nicht schlafen, obwohl die Uhr schon halb neun anzeigte. Es pikte Lilly ständig in den Bauch, sodass die Störchin regelmäßig aufstehen und dem Nachwuchs noch einen Blick in die Umgebung gönnen musste. Ben flog um 22 Uhr ein und übernahm seine nächtlichen Pflichten, während Lilly zum Fressen ausflog. Um ein Uhr war auch Lilly wieder auf dem Nest zu sehen. Tagsüber muss das Futter jetzt weitergereicht werden, da bleibt nur die Nacht für die eigene Versorgung :). Um drei Uhr brach Lilly zu ihrem Morgenflug auf und landete um fünf Uhr früh zur Ablösung wieder im Nest.

 

 

 

 

Gute Nacht und morgen kommt sicher das nächste Küken. Wir freuen uns darauf.

 

 

 

 

 

 

 

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