18.05.2021 – Alles Liebe für Junior

Happy birthday, kleiner Junior.

Am 18.05.2020 erblickte Junior das Fohrder Licht der Welt. Anfangs war nur ab und an ein kleines Wackelköpfchen zu sehen, während Junior immer wieder umpurzelte.

 

 

 

Juniors Wohnung wurde noch am gleichen Tag entsorgt, denn schon wenige Stunden nach dem Schlüpfen war er seiner Ein-Zimmer-Wohnung entwachsen.

 

 

 

So klein und schon ins Herz geschlossen

Noch hätte das Küken bequem auf die Handfläche gepasst, aber Ben schien seinem Nachwuchs mehr zuzutrauen. Was seinen Schnabel verließ, sah für menschliche Augen etwas unappetitlich aus. Junior war mit dem riesigen Brocken überfordert, deshalb musste Papa helfen.

 

 

Die ganz langen Würmer waren für Lilly und Ben reserviert, alles andere wanderte in Juniors Magen.

 

 

Wenn das Futter größer als das Küken ist

An seinem zweiten Lebenstag bekam Junior von Ben einen Frosch vorgesetzt. Ben hatte sich in der Abteilung geirrt und hatte keine Babynahrung erwischt. Deshalb musste auch der Frosch in Papas Magen wandern.

 

 

 

 

Da Junior ein Einzelküken blieb, war jede Futterportion für ihn alleine reserviert. Dementsprechend nahm das Küken überdurchschnittlich zu und entwickelte sich schnell zu einem kleinen Pummelchen. Die Fische, die Ben ins Nest schleppte, waren immer größer als der Magen. Passte im ersten Anlauf nicht das gesamte Futter in den Schnabel, blieb Junior so lange sitzen, bis es von selbst nachrutschen konnte.

 

 

 

 

Am schönsten war es unter den Flügeln von Mama und Papa. Es musste aber immer die Möglichkeit bestehen, den kleinen Schnabel in die frische Luft stecken zu können.

 

 

 

Mit langgestrecktem Hals wurde der immerwährende Hunger verkündet und jedes Mal sah es so aus, als würde Junior gleich nach hinten umfallen und auf dem Rücken landen .

 

 

Was alles in einen Ministorch passt

Und schon passte der nächste Fisch in den Bauch. Mit seinen sieben Lebenstagen konnte Junior schon mehrere Fische auf einen Schlag vertilgen. 6 bis 8 Fische in den kleinen Bauch stopfen? Für Junior absolut kein Problem.

 

 

In der zweiten Lebenswoche war Junior schon auf das Dreifache seiner Schlupfgröße gewachsen. Das schwarze Vogeltier schien die gleiche Größe zu haben und verkrümelte sich sicherheitshalber vor Mama Lilly, die keinen Spaß kannte, wenn es jemand auf ihren Nachwuchs abgesehen hatte.

 

 

Mittlerweile war Junior größer als die kleinen Fische, die Ben jeden Tag für das Küken fing. Jetzt passten bei einer Mahlzeit schon bis zu zehn Fische in den Bauch des Kükens. Physikalisch gesehen war das unmöglich, aber Junior belehrte uns, dass die Naturgesetze bei ihm keine Wirkung zeigten.

 

 

Mit Mama muss man immer ganz lieb sein. Dann gibt es bestimmt noch einen Happen vor dem Schlafengehen.

 

 

Nicht zu vergessen die Geschichte mit der Schlange :).

Junior war gerade 11 Tage alt, als Mama Lilly ihm eine besondere Köstlichkeit vorsetzte. Die Schlange dürfte ca. 1,50 m lang gewesen sein und Junior hatte sie gierig verschluckt. Nicht enden wollendes Futter – herrlich. Allerdings war der Magen voll, bevor die Schlange komplett in Junior verschwinden konnte und so saß das Küken mit offenem Schnabel und heraushängender Schlange im Nest.

Vielleicht musste es warten, bis die erste Hälfte der Beute verdaut war, dann würde der Rest nachrutschen?

Mama Lilly griff rettend ein und packte das freie Ende der Schlange, um diese aus dem Küken herauszuziehen. Junior klappte sofort seinen Schnabel zu, um seine Beute zu behalten. Aber ein energischer Ruck reichte und Lilly hatte die Schlange aus dem Küken herausbefördert. Das Festessen ging an Lilly und Junior hatte wieder einmal die Erfahrung gemacht, dass seine Eltern bei der Auswahl der Babynahrung noch ganz viel lernen mussten.

 



 




 

 

(Die ganze Geschichte ist unter https://www.storchennest-fohrde.de/tagebuch/29-05-2020-riesenschlange-im-nest/ zu finden.)

 

Fisch ist gesund, auch für kleine Küken

Als Junior knapp zwei Wochen alt war, schien Ben seine Fischgründe zu wechseln. Junior bekam jeden Tag seinen frischen Fisch, der immer größer wurde. Während Mama Lilly für die grünen Heuhüpfer verantwortlich war, hatte sich Ben auf das Fischen spezialisiert. In jedem Fall gab es viel Protein, das Junior kugelrund werden ließ.

 

 

Die ersten Laufversuche

Jetzt war es auch Zeit, das Austreten zu üben, das anfangs mit dem Sturz auf den kleinen Schnabel endete.

 

 

“Hey, was soll denn das?? Ihr könnt mich doch nicht alleine lassen?!”

Am 2. Juni saß Junior das erste Mal alleine im Nest. Aber es handelte sich nur um einige Sekunden, dann war Lilly wieder eingeflogen. Die Storchenmama musste nur schnell auf dem zweiten Nest nachschauen, ob alles in Ordnung war und hatte Junior die ganze Zeit im Blick.

 

 

 

 

Üben. Üben. Üben. Unter den strengen Augen der Eltern musste Junior Sport machen und sich im Vorwärtskommen üben. Der Schnabel wurde in dieser Lauflernphase zum dritten Bein, was ganz schön praktisch war.

 

 

Nach so viel Anstrengung brauchte es eine große Portion Futter. Am besten so viel, dass der Schnabel nicht mehr zugeht.

 

 

Statt Akinese Bewegungsunfähigkeit durch Überfressen

So sah ein vollgefressener Junior aus. Bewegung war nicht mehr möglich. Der Hals war bis oben vollgestopft und dann hieß es warten, bis alles verdaut war und aus dem Hals in den Magen wandern konnte. Papa Ben machte es vor und ließ die restlichen Würmer genüsslich in den Hals rutschen. Junior machte es ihm nach, der Abstand zwischen Schnabel und Magen war bei ihm allerdings kürzer. Daher musste er länger in seiner Position verharren.

 

 

Mit nur drei Wochen war Junior so groß, dass er mit seinen sitzenden Eltern auf Augenhöhe war. Wenige Tage später hatte es das Küken geschafft und konnte sich in der Senkrechten halten.

 

 

 

Nach drei Wochen startete der zweite Versuch mit einer Ratte. Ben hatte erneut einen Vierbeiner gefangen, diesmal war das Küken aber größer als die Beute und bekam diese auch heruntergewürgt. Es dauerte zwar eine Weile, bis alles im Schnabel des Kükens war und seinen Weg in den Magen antreten konnte. Aber der Krümel bekam das hin und war sicher erstmals von einer einzigen Mahlzeit so satt, dass er sich nicht mehr rühren konnte. Überhaupt stand die Menge des Futters in keinem Verhältnis zur Größen des Storchenkindes. Wie die Natur solche Mengen an Futter in Junior unterbringen konnte, ist bis heute ein Rätsel.

 

 

12.06.2020

Junior war 3, 5 Wochen alt und hatte sich von einer Handvoll Küken zu einem kleinen Schwergewicht entwickelt.

 

 

Ohne Konkurrenz machte das Fressen besonderen Spaß. Alles wanderte in den einen Schnabel und das Küken konnte sich Zeit lassen, um auch die riesige Ratte zu verschlucken.

 

 

Anschließend bedankt man sich beim Futterbringer und kuschelt ein wenig mit diesem.

 

 

Wenn es regnete, hatte Junior als Einzelkind das große Los gezogen. Lilly hatte es zwar manchmal schwer, das störrische Küken unter ihren Bauch zu bekommen, deshalb sahen am Ende beide wie gebadete Mäuse aus.

 

 

 

Zwei Tage fehlten noch, dann wurde Junior vier Wochen alt. In diesen dreißig Tagen hatte er so viel gelernt und wog ein Vielfaches seines Schlupfgewichtes.

 

 

Sommerliche Duschen

Dann wurde es sehr warm und Junior bekam seine täglichen Duschen.

 

 

 

Mit vier Wochen und 4 Tagen sah das Küken schon wie ein kleiner Riese aus, wenn es die Flügel ausbreitete und diese zum Üben bewegte.

 

 

Und da war auch das orange Söckchen. 🙂 Juniors linker Fuß hatte bis in den Wadenbereich eine orange Färbung angenommen. Der Rest blieb grau. Vorerst.

 

 

 

 

Im Sitzen unterschied sich der Jungvogel nur noch durch den grauen Schnabel und seine andersfarbigen Beine von den Eltern.

 

 

Mit gut 5 Wochen saß Junior auch nachts ab und an alleine im Nest. Jetzt war sein Einzelkindstatus nicht mehr von Vorteil, da er leider niemanden zum Kuscheln hatte.

 

 

 

Wer hat das Wasser gefärbt?

Mit sechs Wochen durfte Junior erstmals zum Frisör, um das Gefieder zu färben. Ben schüttete dem Küken Wasser über den Kopf, das mehr an eine braune Brühe als an Frischwasser erinnerte. Juniors weißes Gefieder war anschließend braun.

 

 

Das Küken ließ sich von seiner neuen Federfarbe nicht irritieren und hüpfte mit seinen sieben Wochen fröhlich durch das Nest.

 

 

 

Lilly und Ben gaben Starthilfe und Unterstützung und Junior bereitete sich mit Gymnastik auf seinen ersten Flugversuch vor.

 

 

 

“Gibt es jetzt von Mama oder von Papa etwas zu Fressen?”

 

 

In der Mitte der achten Lebenswoche hopste das Küken schon so hoch in die Luft, dass nur noch die Beine zu sehen waren.

 

 

Junior fliegt

(Den damaligen Bericht findet ihr unter https://www.storchennest-fohrde.de/tagebuch/19-07-2020-junior-fliegt/)

 

Am 19.07.2020 war es dann soweit. Mit acht Wochen hob  Junior das erste Mal vom Nest ab und drehte unter den Augen von Mama Lilly eine Runde um das Nest und landete freudestrahlend auf dem Horst. Dort hüpfte er vor Aufregung und Glück durch das Nest. Er hatte es geschafft und der Weg auf die Wiese mit grenzenlosem Futterspaß war frei.

 

 

 

Einen Tag später besuchte Junior das erste Mal das zweite Nest. Mit der Morgensonne im Rücken landete er im Elternschlafzimmer und musste den Anflug mit dem Schnabel abbremsen.

 

 

 

 

Junior und das Stöckchen

Was es mit dem Stöckchen auf sich hatte, das wusste nur Junior selbst. Er liebte es, mit einem Stock im Schnabel herumzulaufen, als ob er sich an diesem festhalten wollte.

 

 

 

Dann wurde mit Mama und Papa über das erste Fliegen geschnattert und dieses auch gleich noch einmal vorgeführt.

 

 

 

Von da an war kein Ort vor Junior sicher. Auch Lilly und Ben hatten keinen privaten Rückzugsort mehr.

 

 

 

Oft waren die Eltern im Nest zu sehen, während Junior durch die Gegend stromerte.

 

 

Abschied

Die letzten Tage des Jungstorches waren gekommen, denn Junior brach sehr schnell nach dem Fliegenlernen in den Süden auf.

 

 

 

 

Es geschieht immer unvorbereitet. Plötzlich steigen sie hoch in die Lüfte auf, drehen noch einige Runden und kommen am Abend nicht mehr ins Nest zurück.

 

 

Am 04.08.2020 hob Junior kurz nach 9 Uhr vom Nest ab. Am Tag zuvor war er mit einem anderen Jungstorch unterwegs gewesen, dem er sich wahrscheinlich angeschlossen hatte. Mit elf Wochen und einem Tag sowie gut zwei Wochen Flugunterricht brach unser Lieblingsküken in die große weite Welt auf und Lilly und Ben standen wieder vor einem leeren Nest.

Die beiden Eltern waren noch öfter im Horst zu sehen und nahmen auf eigene Weise Abschied von ihrem Nachwuchs.

 

 

 

Happy birthday Junior!

Alles Liebe für dich, wir sehen uns sicher in zwei bis drei Jahren 🙂

 

 

 

PS: Noch einmal das Jahr mit Junior Revue passieren lassen? Dann werdet ihr hier fündig. Dort sind in chronologischer Reihenfolge alle Tagebuchbeiträge ab 2019 aufgezeichnet. 2020 war das Jahr mit Ben, Lilly und Junior. Viel Spaß dabei!

 

 

 

 

 

 

 

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9 Kommentare
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Liebe Ev,danke danke danke für die rührenden Erinnerungsszenen von Junior,dem kleinen Freßsack…immer wieder herrlich anzuschauen und die einmalige Geschichte zaubert bestimmt jedem Leser ein Lächeln ins Gesicht…Einfach sooo schön💯❤❤❤

Liebe Ev, ganz lieben Dank für diesen wunderbaren Beitrag und die tollen Fotos . Ja unser Junior hat in unser aller Herzen einen festen Platz . Es war eine schöne Saison im letztem Jahr . Lilly und Ben waren aber auch wunderbare Storcheneltern . Ich kann nur immer wieder Danke sagen , dem gesamten Team in Fohrde, die es uns ermöglichen, all diese tollen Momente zu erleben. Ich hoffe der kleine Kobold hat eine schöne Zeit dort wo er gerade weilt . Möge er gesund und munter irgendwann in seine Heimat zurückkehren.🙏🏻🙏🏻 🥰🥰🥰🍀🍀🍀

Was für eine wunderbare Zusammenfassung zum 1. Geburtstag —— Vielen Dank💐Ja, man ist wirklich wieder „mittendrin „….Alles Gute,Junior.

Wunder schön geschrieben und normal müssten wir ja singen . Aber das werde ich mir schenken 😎 ich kann nicht singen . Wo auch immer er ist wünsche ich ihm das es im gut geht und er auch schlangen mag und Frösche . Lass wo immer du bist es dir gut gehen . Grüße Brigitte aus Hessen

Ja, da geht einem wieder das Herz auf. Es ist schon ein Jahr her, aber es kommt mir vor wie gestern. Weil wir alle jeden Tag mit Junior mitgelebt haben, unser verwöhntes Einzelkind. Lilly und Ben waren ein so harmonisches Paar. Es war 2020 alles in allem ein entspanntes Jahr auf den Nestern, keine Unwetter wie 2019 und durch Leni herausgeworfene Storchenkinder.
Bleib gesund in Afrika, kleiner Junior, und komm zurück zu uns nach Fohrde. Liebe Grüße von Brigitte aus Brandenburg😍

Alles Liebe zum Geburtstag, Junior.
Dein erster Tag war vermutlich ziemlich pieksig. Überall stachen Stöckchen auf dich ein. Kein Wunder, dass du auch später immer noch Stöckchen entsorgen musstest, wenn sie dir auffielen. Besuch uns mal wieder und lebe ein Schönes Leben.

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Liebe Ev…vielen Dank für die wunderschöne Zusammenfassung.
Durch die Kameras, die Lars installiert hat, können unzählige Momente aus dem Storchenleben festgehalten werden.
Es steckt viel Aufwand und Liebe in diesem Bericht und ein guter Blick für die Fotoauswahl dazu…wo Junior wohl jetzt ist?
Mit Fohrde fing im letzten Jahr meine Dauerbeobachtung an…die einzigartige Perspektiven, der Himmel, die liebevoll vorbereiteten Nester, die Kommunikation mit den Beobachtern – einmalig.
Danke an alle und hoffentlich viel Freude an den, diesmal vielleicht 3 munteren Küken.
LG …
P.S. Ist evtl. in diesem Jahr eine Beringung der Küken geplant oder möglich?

Herrlich liebe Ev! So eine wundervolle Zusammenfassung vom letzten Jahr! Sofort ist man wieder mittendrin, als wäre es gestern gewesen. Alles Gute lieber kleiner Junior!

Happy Birthday liebster Junior , du bist das erste Störchlein das ich aufwachsen sah 🤩 ein wundervolles Erlebnis ❣️Wo immer du bist , pass gut auf dich auf , wir sehen uns in Fohrde 😊🍀😘