16.06. – 28.06.2021 – Tschechische und ungarische Storchenkinder

Das Storchennest in Fohrde

Es lässt sich mit einem Satz beschreiben – unsere Störche sind leider hartnäckig. Dabei könnten sie ihre freie Zeit jetzt so schön ohne Storchenkinder genießen und müssten nicht bei hochsommerlichen 30 Grad auf dem Nest schwitzen. Aber ihr Brutinstinkt hält noch an und gegen diesen kann man nichts machen. Hoffen wir, dass sie nicht bis zur Abreise nach Afrika mit Brüten beschäftigt sind. Stattdessen sollten sie sich genügend Polster für den langen Flug anfuttern und den Tag auf angenehme Weise am Wasser verbringen.

 

Das Ende einer “Freundschaft”? (Oder besser einer stillen Duldung)

Unser Untermieter Scrap hat leider auch das Zeitliche gesegnet. Lilly verspeiste den Spatz am 18.06.2021 um 11:46 Uhr. Ob er ihr als Untermieter zu laut geträllert hat oder Lilly den kurzen Weg zum Futter schätzte – das werden wir leider nie erfahren. Schade, dass diese Symbiose auf diese Weise ein Ende fand.

 

 

 

 

 

 

Es ist Zeit für den Sommerurlaub, aber diese Information ist bei unseren Störchen wohl noch nicht angekommen.

 

 

 

Bei den Temperaturen müsste es eigentlich langsam in den Eierschalen gären. Hoffen wir, dass die beiden heilen Eier nicht mit einem Knall explodieren. 🙂

 

 

 

 

Ein Blick zu den tschechischen Störchen

Es ist noch gar nicht so lange her, da war nicht klar, ob die drei Halbwaisen in Mlade Buki am Leben bleiben würden. Jetzt sind aus ihnen drei schmucke Jungstörche geworden, die sich kräftig im Flügelschlagen üben. Diese Bilder sind vom 20.06.21 und zeigen, dass die drei Küken mittlerweile das Stehen perfekt beherrschen.

 

 

 

Aber im Sitzen ist es immer noch einfacher und angenehmer.

 

 

 

 

Jeden Tag kommt weiterhin der Futteronkel und wird argwöhnisch von mindestens einem Jungtier beim Aufstieg beobachtet. Mittlerweile sind die Storchenkinder so groß, dass die Helfer den Kopf gar nicht mehr über den Nestrand strecken, sondern die Büchse Futter mit einem Schwung ins Nest ausleeren. Sicher ist sicher.

 

 

 

 

Wenn der Storchenpapa sofort nach der Menschenfütterung auftaucht, müssen sich die Küken beeilen, um noch etwas abzubekommen. Papa Storch sortiert sehr schnell aus und beglückt die Anwohner unter dem Nest mit den Happen, die er hinunterwirft. Manches wandert in den eigenen Magen, aber was dem Storch nicht schmeckt, fliegt gnadenlos aus dem Nest.

 

27.06.2021

Auch bei den Tschechen ist es warm, dafür gibt es ab und an Regen. Dann sehen die Jungtiere zwar wie kleine Ferkel aus, gegen eine Dusche haben die drei bei den sommerlichen Temperaturen aber sicher nichts einzuwenden.

 

 

 

Langsam scheint die Akinese keine Wirkung mehr zu zeigen. Bei dieser Fütterung standen zwei Küken im Nest, um den Futtermann zu empfangen. Da hilft nur das Schütten mit elegantem Schwung, selbst wenn das dritte Küken dadurch halb unter dem Futter begraben wurde.

 

Sie sind bestimmt die sattesten Storchenkinder

So friedlich fressen Storchenkinder nirgendwo. Zuerst wird geschaut, welche Leckerbissen im Nest gelandet sind. Nach wie vor gilt die Vorliebe der drei den ganz kleinen Fischchen. Die werden sich auch gegenseitig aus dem Schnabel gezerrt, während bei den anderen Futterbrocken Gleichberechtigung herrscht.

 

 

Anschauen, überlegen, einen langen Hals machen und zuschnappen – es dauert schon einige Minuten, bis sich die Futterfläche leert. Jede Fütterung läuft sehr harmonisch ab und in den meisten Fällen bleibt etwas übrig, dass sich der Storchenpapa gönnen oder aus dem Nest bugsieren kann.

 

 

 

Ganz anders sieht es aus, wenn Papa Storch eingeflogen kommt. Dann wird wild mit den Flügeln gewedelt und alle Küken stürzen sich auf Papas Schnabel.

 

 

Anschließend heißt es warten. Warten auf ein leeres Bäuchlein und das nächste Häppchen für den Magen.

 

 

 

 

 

 

Ab und an schwebt Papa Storch auch von der anderen Seite ins Nest, während die Jungtiere ihn gar nicht anfliegen sehen. Es dauert aber nur einen kurzen Augenblick, dann sitzen sie schon in Position. Besonders Wasser ist im Moment sehr erwünscht, das der Storchenpapa auch fleißig heranschafft.

 

 

 

Ist die Sonne untergegangen, liegen die drei Storchenkinder weiterhin dicht aneinandergekuschelt im Nest und schlafen dem nächsten Tag entgegen. Noch dauert es etwas, bis sie in die Lüfte hüpfen und um das Nest kreisen. Erst wenn die schwarzen Federn der Flügel bis über die weißen Schwanzfedern reichen, ist es Zeit für die erste Flugstunde. Schaut man sich aber das Wachstum innerhalb der letzten beiden Wochen an, wird es nicht mehr lange dauern.

 

 

Ein Storchennest in Ungarn

Bevor es mich gesundheitlich ausgeschert hatte, hatte ich im letzten Beitrag von einem Storchennest gesprochen, das ich jetzt vorstellen möchte. Auch wenn ich korrigieren muss, da sich das Nest nicht auf einer Bank befindet :), die Nesthöhe dürfte mit ca. 2 m über dem Erdboden immer noch sehr gering sein. Immerhin muss hier niemand Angst haben, falls ein Junges aus dem Nest fällt oder bei den ersten Flugversuchen das Nest bei der Landung verfehlt.

 

Es handelt sich hier um eine Auffangstation im Nordosten Ungarns. Das Storchenpaar Macus und Sofia brütet hier seit 2017. Macus ist der beringte Storch, der in der Auffangstation lebt und Sofia ist eine Störchin, die jeden Sommer in den Süden fliegt. Sie zog erstmals am 23. 4. 2017 in das Nest des Storchenmännchens ein und kehrt seitdem in jedem Frühling zu Macus zurück.

Dieses Jahr landete die Störchin am 30.03.21 im Vogelpark und zieht seitdem mit Macus 5 Jungtiere groß.

 

16.06.21

Morgens liegt das Nest noch im Schatten und der Storchenpapa schaut vom “Schuppendach” nach etwas Fressbarem. Das Nest liegt auf einem Holzboden, der von 6 Pfeilern getragen wird. Wirklich gerade ist die Konstruktion jedoch nicht, was ein Blick von vorne zeigt. Der Storchenfamilie scheint es jedoch zu gefallen. Immerhin spaziert Macus immer in der Nähe herum, während Mama Sofia das Futter von “auswärts” holt.

 

 

Noch muss der morgendliche Schatten ausgekostet werden. Ganz rechts im Hintergrund ist der Kopf des Storchenvaters zu sehen, der auf der Wiese umherspaziert.

 

 

Macus scheint sich ausschließlich auf dem Gelände aufzuhalten und hat seinen Nachwuchs daher jederzeit im Blick. Besser geht es nicht.

 

 

 

 

Wie in allen Storchennestern ist Wasser in diesen Tagen sehr begehrt. Bei fünf Schnäbelchen müssen die Eltern literweise Wasser herbeischaffen, denn neben dem Trinken macht besonders das Duschen Spaß.

 

 

 

Manchmal gibt es einen Happen, ohne dass dieser erst gefangen werden muss. Dann taucht auch Papa Storch auf und ist im Eilschritt in Richtung Nest unterwegs.

 

 

 

 

 

Und was heruntergefallen ist, wandert ebenfalls in den Storchenschnabel.

 

 

 

Das Nest ist so groß, dass noch weitere 5 Störche bequem hineinpassen würden. Da hat die Jugend keine Platzprobleme, wenn es Zeit für die ersten Flugübungen wird.

 

 

Abends liegt das Nest wieder im Schatten und alle Zweibeiner können aufatmen. Diese Aufnahmen waren vom 16.6.2021 und hier ist deutlich zu sehen, dass bei den Jungen die Füße eine orange Färbung haben, während das restliche Bein grau ist.

 

 

 

Wie im Heimtierzoo 🙂

Papa Storch inspiziert die Wiese, ob sich dort noch ein Heupferdchen versteckt Mama Storch bewacht die Storchenkinder und im Hintergrund watschelt ein Ententier durchs Bild. Harmonie pur.

 

 

Und wenn der Storchenpapa Langeweile hat, geht er das Rehkitz, die Hauskatze und all die anderen Hausgenossen besuchen, mit denen er sich das Areal teilt. Ein Leckerbissen fällt dabei bestimmt auch regelmäßig ab. Man muss nur immer wieder vorbeikommen. 🙂

 

 

 

Bilder vom 27.6.2021

Elf Tage später sind die Jungtiere kräftig gewachsen. Jetzt wird es im ursprünglichen Nestbereich fast eng. Gut, dass das Nest auf dem Dach erweitert wurde. Wem es in der Gemeinschaft zu eng ist, der kann sich auch ein wenig zurückziehen.

 

 

 

 

Was gibt es da jenseits des Zaunes? Alle fünf Storchenkinder machen einen langen Hals. Vielleicht ist nebenan ein kleiner See, der auf Wasser gegen den Durst schließen lässt?

 

 

 

Hier naht die Abkühlung, denn Mama Sofia bringt Wasser und eine Dusche.

 

 

 

 

 

 

Aber auch Macus scheint im Park an Wasser zu kommen. Während die fünf Storchenkinder noch träge im Nest liegen, bekommt das erste Jungtier seine Wasserration sogar im Liegen. Was für ein aufmerksamer Storchenpapa.

 

 

 

 

Anschließend müssen sich alle ausruhen und auf die kühle Nacht warten.

 

 

 

 

Es gibt viele Gäste

Auf dem Gelände der ungarischen Auffangstation werden zur Zeit 10 erwachsene Störche und 7 Jungtiere beherbergt. 2 der Jungstörche kamen am 6.6.21 in die Auffangstation. Auch diese beiden Tiere ereilte das Schicksal, die Jüngsten im Gelege zu sein, daher wurden sie von den Eltern entsorgt. Das Nest befand sich zum Glück über Sandboden, sodass die Storchenkinder unverletzt blieben.

Jetzt haben sie eine Holzkiste erhalten, die links vor dem Unterstand der Storchenfamilie aufgestellt wurde. Vor wenigen Tagen durften die Kleinen erstmals draußen übernachten. Natürlich mit menschlicher Bewachung. Macus schien neugierig, was da neben seinem Storchennest aufgestellt worden war und stattete der Kiste samt beiden Jungtieren nachts einen Besuch ab. Er war aber sehr vorsichtig , äugte lediglich hinein und akzeptierte die beiden Ministörche ohne eine Spur von Aggressivität. Damit genießen die beiden anscheinend auch den räumlichen Schutz von Macus und Sofia. 🙂

 

 

Die Gasteltern gehen davon aus, dass sich die Jungstörche mit den 5 Jungen von Sofia und Macus im Sommer zusammenschließen und gemeinsam in den Süden fliegen. Bis dahin werden sie zusammen auf der Wiese unterwegs sein und die Futtersuche üben. Für alle schwarz-weißen Zweibeiner werden jeden Tag 8 bis 9 Kilo Hühnchen sowie 2 bis 3 Kilo Herz in der Auffangstation verfüttert. Neben all den anderen Zwei- und Vierbeiner, die ebenfalls an diesem Ort eine Zuflucht gefunden haben.

 

 

Übrigens:

Die kleinen Eichhörnchen in Fohrde haben wir ja erst zu sehen bekommen, als sie auf ihren vier Pfötchen unterwegs waren und außerhalb des Kobels durch die Behausung wuselten. Dieses kleine Hörnchen hier wurde von einem Hund gefunden und von dessen Besitzer zur ungarischen Tierstation gebracht. Seine Augen sind noch geschlossen und sein Gewicht ist altersentsprechend. Dieser kleine Racker hat Glück gehabt, wird jetzt aufgepäppelt und darf in wenigen Wochen die Sommertage in der Freiheit genießen. Schön, dass es Menschen mit Herzblut für Tiere gibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

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9 Kommentare
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Habe gestern die traurige Nachricht gesehen, das in Ungarn einer der Jungstörche genauso wie seine Mutter verunglückt ist. Das ist sehr traurig 😢

In das Nest in Ungarn, schaue ich auch schon länger rein. Marcus war vor Lilly und Luke ihrer Zeit am brüten. Marcus kann ja leider nicht mehr fliegen. Ich finde es toll von den Ungarn, wie sie ihre Schützlinge betreuen. Die Tschechen haben es wohl geschafft. Hoffen wir, dass sie den Flug bald in den Süden schaffen. Alles Gute für alle Störche

Auch ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Schön, daß Sie wieder gesund sind, liebe Ev! Herzlichen Dank für den wunderschönen Beitrag heute. Das in Ungarn ist herzerwärmend! In Mlade Buky hatte ich im Chat mal gelesen, daß ein Vogelkundler angemerkt hätte, daß die Storchenkinder zu sehr auf den Menschen geprägt wären. Deswegen wird vielleicht jetzt auf eine derartige Fütterungsmethode zurückgegriffen. Ihnen weiter alles Gute und liebe Grüße!

Freut mich das es dir wieder Besser geht. habe mich schon gewundert. pass auf dich auf Ev
Brigitte aus Hessen grüßt alle Storchen freunde

Ach ist das schön wieder von ihnen zu lesen Ev.
Wir haben uns schon Sorgen gemacht, weil es mit einem mal so still war.

Wunderschön geschrieben. Auch so ausführlich über unsere Störche und auch die von Tschechien und Ungarn.
Lieben Dank dafür und weiterhin gute Besserung.

Ev, schön dass es dir wieder besser geht. Das ist ein langer, sehr intressanter und informativer Tagebucheintrag. Schön auch mal was über andere Nester zu lesen. Danke dafür.

Dankeschön für diesen wirklich Herzerwärmenden Bericht. Ich finde es einfach toll, wenn Tieren so geholfen wird. — Und Ihnen weiterhin gute Besserung.

Schön, dass es dir wieder besser geht, Ev.
Toll, über was du uns alles informierst! 😃 Danke dir, echt interessant!