Heute früh war Lilly schon ab halb vier vom Nest verschwunden und tauchte kurz nach fünf Uhr wieder auf.
Dann übernahm sie das Nest und während sich Ben sein Frühstück suchte, konnte Lilly die Färbung des Himmels durch die aufgehende Sonne beobachten. Während die Tiere abends meist in Richtung Sonnenuntergang schauen, liegen sie morgens in der gleichen Richtung im Nest, während hinter ihnen die Sonne aufgeht.
Ben ließ Lilly 1,5 Stunden alleine, dann flog er wieder ein. Lilly wurde mit etwas Stroh beschenkt und anschließend sorgte Ben dafür, dass die Störchin ihren Platz an ihn abtrat.
Jetzt hatte alles seine Richtigkeit. Lilly flog aus und Ben hütete die Eier.
Der nächste Wechsel erfolgte problemlos. Lilly hatte diesmal keine Äste ins Nest gebracht und begnügte sich damit, auf den Schichtwechsel zu warten.
Ben blieb auf dem Nest und marschierte um Lilly herum, bis er nach einer Stunde die Lust verlor und sich ein größeres Terrain zum Laufen suchte.
Die Eier sind fast ausgebrütet
Heute war es wieder sonnig und so konnten die Eier ein wenig mehr frische Luft bekommen. Mittlerweile dürfte es im ersten Ei ab und an piepsen, wodurch die Eltern wissen, dass das erste Küken bald schlüpfen wird.
Noch ein wenig Stroh – das kann nicht schaden und nimmt keinen Platz weg.
Sind die Küken geschlüpft, werden sie von der hohen Graswand verborgen. Erst wenn sie lange Hälse nach dem Futter machen, wird man sie sehen können.
Immer diese Besucher!
Rund um das Storchennest herrscht reger Flugverkehr. Die ungebetenen Gäste halten zwar den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand ein, aber Familie Storch legt keinen Wert auf unangekündigten Besuch. Heute segelte wieder ein fremder Storch um das Nest herum. Wahrscheinlich wollte er nachsehen, ob die Küken schon geschlüpft sind und gratulieren :).
Ben und Lilly fanden das nicht lustig und lieferten sich mit dem Fremdstorch eine Verfolgungsjagd.
Zuerst wurde geklappert und anschließend sauste Lilly zum zweiten Nest, um den Storch zu verjagen. Während Lilly auf Nest zwei landete, flog der “Besuch” um das erste Nest herum. Lilly machte sich auf den Weg zurück, landete wieder im ersten Nest und der Fremdstorch besetzte in der Zwischenzeit das zweite Nest.
So ging es mehrere Male hin und her. Lilly verfolgte den Storch, dieser flog los, Lilly kehrte zurück und auch der zweite Storch kreuzte wieder auf.
Zwischendurch beklapperten beide Störche ihren (vorübergehenden) Sieg, mussten sich dann aber erneut auf die Verteidigung konzentrieren, weil der Fremdstorch anscheinend Gefallen an dem Fangenspiel fand und mehrmals seine Runden über beiden Nestern drehte.
Losfliegen…
…und wieder einfliegen. Lilly hatte diesmal ordentlich zu tun, während die Eier sicher unter Bens Bauch verstaut waren.
Vom zweiten Nest aus betrachtet, sah das Geschehen so aus:
Der Fremdstorch landet.
Aber sofort ist Lilly da.
Lilly fliegt zurück…
…und der fremde Storch landet.
“Huch, schnell weg, die Störchin ist schon wieder im Anflug!”
Lilly war schnell. Sie gönnte dem Besucher keine Minute auf dem zweiten Nest. Sobald dieser landete, stieß sie sich vom ersten Nest ab und war im Anflug.
Der Besuch hatte sich nach vier Minuten verabschiedet. Wahrscheinlich merkte er, dass seine Artgenossen zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren und wollte nicht weiter stören :).
Die Mittagszeit verlief ruhiger. Die Tiere sonnten sich und Ben fettete sorgsam jede Feder ein. Hier kann man sehr gut sehen, wie er mit dem Schnabel Fett aus der Bürzeldrüse aufnimmt und jede einzelne Feder damit bestreicht.
Kommende Woche ist es soweit
Lilly übernahm die Mittagsschicht, während Ben den Nachmittag wieder auswärts verbrachte. Die Küken sind mittlerweile so groß, dass sie sich in den Eiern nicht mehr bewegen können. Aus dieser Haltung heraus die (nicht gerade dünne) Eierschale aufzupicken, ist ein Kraftakt der Natur. Das Wochenende haben die vier sicher noch Zeit, dafür Kraft zu tanken. Die 32 Tage Brutzeit werden garantiert komplett ausgenutzt, da die Tiere erst nach dem zweiten Ei mit dem konsequenten Brüten begonnen hatten.
Um halb fünf kehrte Ben zurück und Lilly flog auf die Wiesen. Die Sonne verschwand langsam hinter dicken Wolken und Ben konnte nur noch wenig Vitamin D tanken. Glücklicherweise blieb alles trocken und als Lilly ins Nest zurückkehrte, hatten sich die dicksten Regenwolken verzogen.
Ben wurde mit Gras bestreut und nutzte Lillys Heimkehr, um noch einen Ausflug zu machen. Lilly verbrachte anschließend drei Stunden auf den Eiern, dann flog Ben ein und ein weiterer Tag war vergangen. In der nächsten Woche gibt es viel mehr zu berichten, wenn der Nachwuchs geschlüpft ist. Bis dahin wünschen wir den werdenden Storcheneltern eine wunderschöne gute Nacht.