03.06.2020 – Von einer Ratte und vielen (unfreiwilligen) Verbeugungen

Morgens um halb fünf war es zwar hell, aber das Küken steckte noch tief unter dem Flügel. Heute hatte es schon um vier Uhr Frühstück bekommen, deshalb durfte es den Morgen auch verschlafen. Als Einzelkind steht Junior besser im Futter und ist auch größer und schwerer als normal. Aber um die Frage einer Leserin zu beantworten – das Küken ist rundlicher als die meisten Küken, aber das streckt sich innerhalb weniger Wochen.

 

 

 

Um fünf Uhr konnte man das Küken sehen, wie es sich von unverdaulichen Futterresten befreite. Schon am gestrigen Tag hatte es die “Futterabgabe” im Vorwärtsgang miterlebt, da gab es aber noch keine wirklich brauchbaren Fotos. Heute früh wanderte alles, was das Küken an Haut und Knochen in sich gestopft hatte, in Form des Gewölles ins Nest. Dass dem Küken diese Form der Ausscheidung nicht ganz angenehm war, war leicht erkennbar. Es wollte die Überreste am liebsten sofort außer Reichweite bugsieren.

 

 

 

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Noch ein zweites Frühstück gefällig?

Wenn vorne etwas rauskommt, dann passt dort auch wieder etwas hinein. Mit dieser simplen Logik verspeiste das Küken den nächsten Fischfang und ließ sich anschließend zufrieden auf den Boden fallen.

 

 

 

 

 

Eine Stunde später war es wieder erwacht und bezirzte Mama Storch auf seine ganz besondere Weise. Immerhin schien die Taktik zu funktionieren, denn das Küken bekam, was es wollte: Streicheleinheiten und Futter.

 

 

 

 

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Po hoch, Kopf runter

Satt und zufrieden versuchte das Küken wieder, den Nestrand im Rückwärtsgang zu erklimmen. Heute ging es schon etwas schneller. Das Resultat war allerdings gleich – die Körpermasse schob das Küken nach vorne, sodass der Schnabel im Nestboden landete und feststeckte.

 

 

 

Dem Küken machte das nichts aus und es watschelte nach seiner Befreiung vergnügt durch das Nest. Von einer Seite auf die andere purzelnd und mit ausgebreiteten Flügelchen, um das Gleichgewicht ansatzweise zu halten. Das Flügelschlagen klappt schon bestens und es besteht auch keine Gefahr, dass der Knirps versehentlich in die Luft abhebt. Dazu ist das Bäuchlein zu prall gefüllt.

 

 

 

 

 

 

Geschafft. Das Küken hatte wieder festen Boden unter seinem Hinterteilchen. Im Sitzen ist es zurzeit noch am sichersten.

 

 

Aber das Küken muss auch vom Nest schauen, weil dort unten alles so interessant ist.

 

 

 

 

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Wenn man sich verausgabt hat, muss man sich erholen. Das Küken lag um halb acht lang ausgestreckt im Nest und ließ sich von Mama Lilly bewachen. Wenig später tauchte Ben im Nest auf und schlagartig schalteten sich die Lebensgeister des Kükens wieder an.

 

 

 

Auch bei Ben wendete das Küken seine Überzeugungsstrategie an. Vorsichtig und ausdauernd an Papas Schnabel klopfen, dann gibt es ganz sicher etwas Gutes zu fressen.

 

 

 

 

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Bevor Ben das Futter auftischte, flog Lilly jedoch vom Nest. Das Küken machte zeitgleich einen Satz vorwärts, als ob es mit der Störchin mitfliegen wollte und landete ausgestreckt auf dem Nestrand. Die Flügel waren geöffnet und wenn das Küken älter gewesen wäre, hätte es sich mit der Mama gemeinsam in die Luft geschwungen.

 

 

Damit es dazu kommt, absolvierte Junior sein nächstes Verdauungsschläfchen. Er muss schnell wachsen und tut auf seine Weise alles dafür, damit das klappt. Fressen, schlafen, schmusen.

 

 

Recycelbares Spielzeug

Um neun Uhr standen wieder beide Alttiere im Nest und Ben übernahm die nächste Schicht. Eines der Alttiere hatte eine Feder verloren, die sich Junior als Spielzeug angelte. Er hielt die Feder mit dem Schnabel fest und schüttelte zeitweilig den Kopf so ausdauernd und heftig, dass er wie ein Dirigent aussah.

 

 

 

 

 

 

Doch dann war er wieder müde und legte sich in Bens Schatten.

 

 

 

 

 

Ist das der Maibaum?

Etwas verspätet brachte Lilly den Maibaum ins Nest. Zeit spielt aber keine Rolle, denn es waren noch genügend grüne Blätter an dem Ast, der das Storchennest verschönern sollte.

 

 

 

Das Küken brachte sich vor den Umbauversuchen in Sicherheit, indem es sich duckte und versuchte, nicht unter die Storchenfüße zu kommen.

 

 

“Nana, nicht abstürzen, ein wenig Grün ist gut für die Augen!”

 

 

 

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Die Mittagszeremonie

Um ein Uhr war wieder lautes Geklapper vom Storchennest zu hören. Ben und Lilly hatten sich nicht nur begrüßt, sie hatten sichtbaren und unsichtbaren Wesen kundgetan, dass niemand willkommen sei. Der Ruf wurde vernommen und die Störche konnten ihre Mittagspause alleine genießen.

 

 

 

Kurz darauf gab es einen kleinen Imbiss und eine halbe Stunde später standen schon wieder beide Alttiere auf dem Nest, was die Aussicht auf ein verfrühtes Kaffeetrinken enorm steigerte.

 

 

 

 

Bis dahin verkürzte sich das Küken die Zeit, indem es mit einem Stückchen Rinde spielte und dieses immer wieder in den Schnabel nahm und ausspuckte. Die Spielmöglichkeiten sind etwas begrenzt, aber ein Schläfchen zwischendurch verkürzt das Warten auf das nächste Fressen.

 

 

 

 

 

 

Jetzt passt auch die Ratte in den Schnabel

Das ausdauernde Schläfchen hatte sich gelohnt – das Kaffeetrinken fiel sehr reichhaltig aus. Diesmal setzte Lilly dem Nachwuchs eine Ratte vor und sie passte sogar in den Schnabel des Kükens. Eine Woche Wachstum hatte ausgereicht, um von Babynahrung auf “Steak” umsteigen zu können. Herzlichen Glückwunsch an das Küken, zumindest fresstechnisch ist es mit 2,5 Wochen erwachsen :).

 

 

 

 

 

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Nach so einer Fütterung geht nur noch eine Sache  – schlafen. Das Küken lag der Länge nach im Nest, hatte Beine und Flügel ausgestreckt und konnte sich anscheinend nicht mehr rühren.

 

 

 

Danke. Danke. Danke.

Auch das Laufen bereitet mit dem vollen Bauch Probleme. Aber man sich ja nicht genug bei den Eltern bedanken und das mit einer Verbeugung bekunden. So fleißig, wie die beiden das Küken versorgen…

 

 

 

Über den Nachmittag hinweg zogen dunkle Wolken auf, die die Schafskälte ankündigten. Dieser Kälteeinbruch, der regelmäßig Anfang Juni stattfindet, ist im Anmarsch. Aber selbst unser Einzelkind ist noch klein genug, um unter die schützenden Flügel der Eltern zu passen. Die vorhergesagten 18 Grad dürften auch keine wirkliche Gefahr darstellen, nur der kommende Regen wird für die Tiere etwas ungemütlich  werden.

 

 

 

 

Während Ben die Stabilität des Nestes kontrollierte, sortierte das Küken die Strohhalme, um sich anschließend von dieser anstrengenden Arbeit zu erholen. Um sieben Uhr war der Tag aber noch nicht beendet. Der nächste Schichtwechsel erfolgte um 21 Uhr und Lilly brachte die Abendmahlzeit, ohne die das Küken nicht ins Bettchen geht.

 

 

 

 

 

Noch eine tiefe Verbeugung vor der Mama und damit ist der Tag beendet. Unsere Spinne machte sich an die Arbeit, um das Netz vor der Kamera auszubessern und Lilly und Junior gingen schlafen.

 

 

 

Wir lassen den Tag mit der Frage ausklingen:

Was macht das Küken eigentlich in der Nacht?

Es schmust mit der Mama 🙂

 

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Wir wünschen den drei Störchen eine gute Nacht und eine “warme Schafskälte”.

 

 

 

 

 

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3 Kommentare
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Hallihallo liebes Storchenteam, ich bin schon seit einigen Wochen bei Euch auf der Seite. Vielen Dank für die schönen Filme, das tolle Tagebuch und für die vielen Hinweise und Gedanken. Ich bin begeistert. Hier in Hamurg Curslack gibt es auch eine Storchencam, wird aber leider nicht wirklich moderiert. Liebe Grüsse von Erika Schilling

Schön das es euch gefällt! Gruß Lars

Ich freue mich jeden Tag auf die neue Geschichte, danke dafür. Schön, daß es allen dreien so gut geht. Aber Mama und Papa Storchi können sich scheinbar nicht vom letzten Ei trennen, die haben die Hoffnung wohl noch nicht aufgegeben😥, traurig. Unserm kleinen Storchi 🐥geht’s gut, das ist die Hauptsache